Unna. .

Torben hat noch nie einen Gedanken daran verschwendet, warum die Mutter seiner besten Kindergartenfreundin Imen ein Kopftuch trägt. Und für Henri ist es ganz normal, dass er an seinem Geburtstag für alle Mitschüler Gummibärchen in die Schule mitbringt – nur Nahed bekommt Schokolade, weil sie aus religiösen Gründen die gelatinehaltige Süßigkeit nicht essen darf. Normalität im Miteinander von Christen und Muslimen, von Atheisten und Andersgläubigen. „Das wird bald überall so sein“, sagt mit unerschütterlichem Optimismus Sineb El Masrar.

Zuversicht für ein besseres Miteinander strahlt die 30-jährige Autorin aus, gepaart mit der Botschaft, vor lauter politischer Korrektheit die Menschen hinter all den Diskussionen über Migration und Integration nicht zu vergessen. „Muslim Girls – wer wir sind, wie wir leben“ lautet der Titel ihres schon aufklärerischen Buches, das sie gestern Abend im Rahmen einer Lesung im Zentrum für Information und Bildung (zib) vorstellte. Dabei verzichtet die in Hannover geborene Tochter marokkanischer Einwanderer auf den erhobenen Zeigefinger.

Kopftuch als Schmuck

Humorvoll räumt sie auf mit dem Klischee von der unterdrückten, verschleierten Muslimin, die zwangsverheiratet und entrechtet ihr Dasein fristen muss. „Es gibt einen ganz, ganz geringen Teil, der zum Tragen des Kopftuchs gezwungen wird; die große Mehrheit der Musliminnen, die eines tragen, machen das mit viel mehr Reflexion als unsere Mütter es taten“, berichtet die junge Frau, die mittlerweile in Berlin zu Hause ist.

Da gebe es etwa die Muslim Girls, die ihre Haare unter den Tüchern zu Turbanen aufbauten, hautenge Klamotten tragen und nur mit perfekt gezogenem Lidstrich vor die Tür gehen. „Die finden es einfach schick und cool. Das Kopftuch ist einfach ein Zeichen, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören“, sagt Sineb El Masrar. Von Unterdrückung keine Spur. Natürlich gebe es auch jene, die das Tuch dezenter tragen, es sehr ernsthaft mit ihrer Religiosität verbinden und die so genannten „Muslim-It-Girls“ verurteilten, berichtet die Autorin.

Seit Tagen schon tourt sie mit ihrem Buch durch den Kreis Unna, besucht Schulen, hält Lesungen ab und übernachtet während ihres Aufenthalts im Beginenhof Unna. „Ein Zufall, die Veranstalter (Anmerk. d. Red.: die Regionalstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien/RAA) haben mir dort das Gästezimmer angeboten“, erzählt Sineb El Masrar am Rande der Lesung und freut sich über den Familienanschluss im Beginenhof.