Lüdenscheid.

„Wir waren doch ein gutes Team!“ Franck, der fast rund um die Uhr in einem Feinschmeckerlokal schuftet, ist vom WG-Zuwachs, den sein Mitbewohner Philibert in der berührenden Liebeskomödie „Zusammen ist man weniger allein“ von Anna Bechstein anschleppt, alles andere als entzückt.

Eifersüchtig beäugt er, wie gut sich Camille, der Neuzugang in der kleinen Wohngemeinschaft, und der stotternde Philibert verstehen.

Ihn selbst plagt das schlechte Gewissen wegen seiner Großmutter Paulette, die sich seit einem Sturz im eigenen Heim nicht mehr selbst versorgen kann und mit dem Leben im Altersheim hadert.

Noch verwirrender für ihn ist, dass ihm Camille, die magersüchtige Malerin mit Putzjob, mehr bedeutet als er zugeben mag.

Nach dem Bestseller von Anna Gavalda brachte die a.gon Theaterproduktion (München) am Mittwochabend im Kulturhaus eine charmante Liebeskomödie aus Paris mit leisem Humor und feinem Lächeln auf die Bühne.

Anstelle der erkrankten Silvia Seidel, die die Tournee mit den Münchnern absagen musste, schlüpfte Laura Bettinger in die Rolle der Camille, die sich – ganz unten angekommen – mühsam zurück ins Leben kämpfte.

LiebevollesZuhause

Wie Franck (Ottokar Lehrner), Philibert (Lutz Bembenneck) und Paulette (Ursula Dirichs), die in der WG ein neues, liebevolles Zuhause fand, hatte Camille mit der rauen Wirklichkeit ihre Probleme. Die anderen gaben den Halt, der nötig war, um das Leben zu meistern.

So sehr sie sich auch stritten, so sehr liebten und brauchten sich die vier grundverschiedenen Menschen in der schäbigen Pariser Altbauwohnung im Gegenzug. Vor nahezu ausverkauftem Haus erlebten die Zuschauer eine Inszenierung (Stefan Zimmermann), die zum Nachdenken anregte und innerste Gefühle ansprach.

Französische Chansons, in den Umbauphasen zu hören, unterstrichen den luftig-leichten, leise melancholischen Tonfall der Inszenierung, der gefiel.

Von einer Schenkelklopfer-Komödie war dieses Stück, das Tiefgang besaß, weit entfernt.

Liebenswerte Figuren mit Ecken und Kanten, Schrullen und Macken brachte das fünfköpfige, natürlich spielende Ensemble, das Adela Florow als Paulettes rührige Freundin Yvonne vervollständigte, auf die Bühne.

Vor seiner Verantwortung Paulette gegenüber lief Techno- und Motorrad-Fan Franck – laut und aggressiv – davon. Es schmerzte ihn, seine geliebte Omi, die ihn groß zog, gebrechlich und unbeholfen zu sehen.

Unter der harten Schale zeigte Ottokar Lehrner einen weichen Kern. Nur schwer öffnete sich Laura Bettinger als Camille anderen Menschen gegenüber.

Andere tauten in ihrer Gegenwart auf, sie selbst ließ jedoch keinen an sich heran. Ausgerechnet mit Franck, mit dem sie sich fortwährend kabbelte, verband sie am Ende innige Liebe.

Den schrulligen Philibert aus verarmtem Adel, der eigentlich Historiker war und sich als Postkartenverkäufer verdingte, zeichnete Lutz Bembenneck als belächelten Menschen mit großem Herz. Selbst das Stottern saß.

Von Camille liebevoll umsorgt, fügte sich Ursula Dirichs als Paulette dankbar in die Wohngemeinschaft ein.