Holzen. .

Martin Schlachta fühlt sich wohl, wenn’s um ihn herum zwitschert. Der Vorsitzende des Kanarienzucht- und Vogelschutzvereins Einigkeit Schwerte führt Familien, Gleichgesinnte und potenzielle Käufer mit Begeisterung durch die Gänge der Verbandsausstellung. Am vergangenen Wochenende war’s wieder soweit.

Mehrere hundert Kanarienvögel, Waldvögel und Mischlinge sitzen in ihren Käfigen auf den Stangen. „Die kleinen Käfige sind nur für die Ausstellungen“, will er im Bericht erwähnt wissen. „Gleich am Sonntagabend kommen die Tiere wieder in ihre großen Käfige.“ Das Gefieder schimmert in vielen Farben: mal knallgelb, mal verhalten bunt. „Das ist die Schimmelfarbe.“

Da ging der Glosterauf Tauchstation

Die Preisrichter bewerten am Morgen Gestalt und Farbe. Nur den Gesang nicht: „Im Schwerter Verein haben wir keine Gesangskanarien.“ Man mag es nicht glauben, denn die Töne sind nicht zu überhören. Aber es gibt wohl bessere Sänger.

Kanarien werden seit Jahrzehnten mit Waldvögeln gekreuzt. „Das hat man wegen des Gesangs gemacht“, sagt Schlachta. Vor allem Bergleute haben sich gerne einen Mischling in der Wohnung gehalten. Unter Tage begleitete sie ein normalen Kanarienvogel. „Der ist preiswerter.“ Ein Spatz ist nicht für die Züchtung von Mischlingen geeignet: „Der singt nicht.“

Der Erlenzeisig, der Stieglitz und der Grünfink können es gut mit den Kanarien. Doch ihr Nachwuchs ist unfruchtbar: „Das ist der Nachteil.“ Der Vorteil: Viele Mischlinge sehen wunderbar aus. So wie der rote Kanarienvogel, der einen Feuerzeisig als Vater hat und viel Betacarotin im Futter.

Nach der Schau verkaufen die Züchter viele ihrer Vögel. Nur die Ausgezeichneten bleiben in der heimischen Voliere. Doch Geld macht der Züchter mit seinem Hobby nicht: „Wenn Sie auf plus/minus Null kommen, ist das schon gut.“

Schlachta hatte an diesem Morgen wenig Glück mit seinem Gloster, einer englischen Kanarienrasse. Als die Preisrichter den Vogel begutachteten, verzog er sich von der Stange auf den Käfigboden. Als die Jury sich dem nächsten Kandidaten zuwandte, saß der Gloster wieder oben. „Das hat dich bestimmt drei Punkte gekostet“, kommentieren Schlachtas Vereinskollegen.

Der Schwerter Verein ist mit seinen gut 20 aktiven Mitgliedern der größte im Verband Sauerland. Seit einigen Jahren darf er einen großen Raum der Firma Edeltraud Smitka am Heideweg für die Schauen nutzen. „Früher waren wir im Lutherhaus. Aber das gibt es ja nicht mehr.“ Ja, Säle könnten sie auch buchen. „Aber die kosten 400 Euro pro Tag.“ Und man müsse für eine Schau am Wochenende schon am Dienstag mit dem Aufbau beginnen. Das Geld hat der Verein nicht. Martin Schlachta ist der jüngste im Verein, und das seit 20 Jahren. Er wünscht sich sehr, dass sich das mal ändert. Aber Vogelzucht ist ein arbeitsreiches Hobby. Die Tiere belohnen ihn dafür: „Wenn der Vogel auf der Stange sitzt und singt, dann ist er entspannt und es geht ihm bestens.“