Unna. .

Jetzt, wo die kalte Jahreszeit vor der Tür steht, wird es für die Igel ernst: Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, um sich genug Speck für den Winterschlaf anzufressen. Für einige ist es sogar schon zu spät. Die Tiere, die ein bestimmtes Gewicht jetzt noch nicht erreicht haben, werden den Winter nicht überleben. Es sei denn, ihnen wird geholfen.

Das passiert beim Igelschutz Unna, der am Samstag zum Tag der offenen Tür lud. Dort konnten Interessierte Informationen einholen und bekamen auch niedliche Jungtiere zu Gesicht.

Ziel des Vereins ist es, hilfsbedürftige Igel zu retten, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren.

Tatsächlich ist der Igel vielen unnatürlichen Gefahren ausgesetzt: Immer wieder werden Tiere überfahren, von Rasenmähern verletzt oder stürzen in Kellerschächte.

Rasenmäher ist
neuer Feind des Igels

Und die Tatsache, dass viele Gartenbesitzer ihre Gärten vollständig von lästigen Insekten, Fallobst und Laubhaufen befreien, hindert die Igel daran, genug Fressen und ein Nest zu finden. Die Igelstation in Königsborn berät Finder hilfloser Igel und betreut sie, falls die Igel bei ihnen den Winter über gepflegt werden müssen. Viele wissen allerdings gar nicht, wann ein Igel ihrer Hilfe bedarf.

Besonders auffällig ist es, wenn sich ein Igel tagsüber zeigt – Igel sind nachtaktiv und im Hellen daher normalerweise nicht zu sehen. Ein weiteres Indiz ist das Gewicht: Wenn ein Tier zu dieser Jahreszeit weniger als 700-750 Gramm wiegt, hat es keine Chance, sein Winterschlafgewicht noch aufzubauen. Sollte man also solch einen Igel finden, sollte er zur Erstversorgung in einem etwa 40cm hohen, mit Zeitungspapier ausgelegten Pappkarton in einem warmen Raum untergebracht werden. Der Igel frisst Hunde- oder Katzenfutter sowie ungewürztes Rührei und trinkt Wasser.

Zur weiteren Hilfe sollte er möglichst schnell in einem mit Zeitungsschnipseln gefüllten Pappkarton in die Igelstation gebracht werden. Dort wird er untersucht, von Außen- und Innenparasiten befreit und aufgepäppelt, falls er verletzt oder krank ist.

Dann ist der Finder dafür zuständig, ihn über den Winter zu bringen. „Unsere Kapazitäten hier sind begrenzt“, so Geschäftsführerin Regina Seidel, die jährlich etwa 500-600 Igel untersucht. Jetzt beginnt beim Igelschutz die Hauptsaison; etwa 60 Igel nehmen sie und ihre Mitarbeiter bei sich zur Pflege auf. Mehr Platz ist nicht vorhanden. „Die Finder sind deshalb verpflichtet, für die Igel eine Pflegestelle zu finden“, sagt Seidel.

Die befindet sich gegebenenfalls beim Finder selbst: Beim Igelschutz erhält er Fressnäpfe und ein Schlafhäuschen für den Igel. Einen großen Karton als Gehege und das Futter muss er dann selbst zur Verfügung stellen. Über die korrekte Haltung und Verpflegung wird er zuvor in der Igelstation informiert. Wenn alles funktioniert, legt sich der Igel den Winter über schlafen und braucht nur noch selten Nahrung und frisches Wasser vom Pfleger. Im Frühjahr kann er schließlich wieder ausgesetzt werden.

Regina Seidel und ihrer Kollegin Petra Pfeiffer-Sterl liegt die Hilfe für die Igel besonders am Herzen. Bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten sie ehrenamtlich für den Igelschutz. „Der Igel ist eins der ältesten Wildtiere der Erde“, erzählt Seidel. „Allein der Mensch ist Schuld daran, dass er zu einer bedrohten Tierart geworden ist.“ Deshalb sollte der Mensch auch dafür sorgen, so viele Tiere wie möglich vor diesem Schicksal zu bewahren. Und wer kann schon einem kleinen hilflosen Igel die Hilfe verwehren?