Amazon ist ein Segen. Nicht nur für Menschen, die lieber am PC einkaufen, sondern auch für Rheinberg und Werne, wo der Konzern neue Logistikzentren und damit Hunderte Jobs in Regionen geschaffen hat, die vom Strukturwandel gebeutelt sind.
Und doch muss man den Wein mit etwas Wasser verdünnen. Dazu gehört die bittere Einsicht, dass die Amazon-Erfolgsbilanz der Arbeitsverwaltung ganz offensichtlich auch durch Tausende Euro unnötig gezahlter Hartz-IV-Bezüge und knapp 200 Euro Lohnverzicht von jedem neu eingestellten Arbeitslosen erkauft worden ist. Praktika, wie sie bei Amazon üblich waren, sind in der Sozialgesetzgebung explizit vorgesehen, also legal. Legitim sind sie in der Grundsätzlichkeit, mit der sie bei Amazon praktiziert wurden, keineswegs. Doch das kann man nicht Amazon zum Vorwurf machen, sondern nur dem Gesetzgeber, der dieses Schlupfloch schließen muss.
Amazon muss sich fragen lassen, ob die ständige Befristung von Arbeitsverträgen zum Bekenntnis passt, dauerhafte Jobs schaffen zu wollen. Das Prinzip „Hire and Fire“ mag in der US-Heimat des Konzerns üblich sein, hier ist es dies nicht.