Bochum. . Der private Lotterievermittler Norman Faber droht damit, seine Bochumer Zentrale mit 370 Arbeitsplätzen nach Schleswig-Holstein zu verlegen. Er fühlt sich von der Politik in Nordrhein-Westfalen allein gelassen und lobt das liberale Glücksspielgesetz in dem nördlichen Bundesland. Fraglich sind die Konsequenzen für das geplante Konzerthaus in Bochum.
Verbittert klingt er, sieht sein Lebenswerk gefährdet und will doch nicht resignieren: „Ich kämpfe für ein ordentliches Gesetz in Nordrhein-Westfalen“, sagt der Bochumer Lotterievermittler Norman Faber, „ich kämpfe für meine Lotterie“. Entschieden hat er aber bereits, in Schleswig-Holstein eine eigenständige Firma zu gründen. Die Prognose für die Bochumer Zentrale sei sicher ungünstig, betont er gegenüber „DerWesten“, „aber soll ich denn sehenden Auges mein Lebenswerk untergehen lassen?“.
Aus Sicht von Norman Faber das Aus für die Lotterievermittlung
Die CDU/FDP-Koalition in Schleswig-Holstein hatte im September einen neuen Glücksspielstaatsvertrag verabschiedet, der für die Branche Erleichterungen vorsieht. Die Ministerpräsidenten der 15 übrigen Bundesländer haben sich dagegen erst Ende Oktober auf einen Entwurf geeinigt, der aus Sicht von Norman Faber das Aus für die Lotterievermittlung bedeutet. „Extrem rechtswidrig“ nennt er die dort genannten Beschränkungen. Nach Urteilen des Europäischen Gerichtshofes und der deutschen Verwaltungsgerichte sieht er die Rechtsprechung zwar auf seiner Seite, doch sein Recht durchzusetzen dauere Jahre. Über die Bürokratie klagt er: „Um in allen Bundesländern tätig zu werden, benötige ich in Nordrhein-Westfalen 34 Genehmigungen.“ In Sachsen-Anhalt habe er erst kürzlich einen Genehmigungsantrag für seine Lotterievermittlungen gestellt: „Die haben mir geantwortet, weil ich keinen Rechtsanspruch auf die Genehmigung hätte, prüften sie meinen Antrag erst gar nicht.“
In Schleswig-Holstein feiern die verantwortlichen Politiker die geplante Neugründung in der Lotteriebranche. FDP-Fraktionssprecher Wolfgang Kubicki betont, dass sein Bundesland das einzige in Deutschland sei, in dem 2012 Rechtssicherheit beim Thema Glücksspiel herrsche: „Unsere klare Orientierung am europarechtlichen Rahmen zahlt sich aus.“
Faber: Laut Studien gibt es keinen einzigen Lotto-Süchtigen
Norman Faber dagegen klagt, dass er durch die NRW-Staatskanzlei in Düsseldorf nicht unterstützt worden sei: „Wir haben unsere guten Argumente dargelegt, aber es ist nichts passiert.“ Die Lotteriebranche sei seit Jahren im Rückgang, Glücksspiele mit hohem Suchtpotenzial wie Poker breiteten sich dagegen aus. Faber: „Dabei haben unabhängige Untersuchungen gezeigt, dass es keinen einzigen Lotto-Süchtigen gibt.“
Was aus dem Bochumer Firmensitz mit seinen 370 Mitarbeitern wird, steht laut Faber noch nicht fest. In letzter Konsequenz, falls die Gesetzeslage in NRW ihm die Arbeit unmöglich mache, sei der Standort gefährdet. Ob dann auch sein bürgerschaftliches Engagement in der Stadt, etwa seine Millionen schwere Unterstützung des geplanten Konzerthauses, gefährdet ist? Faber stutzt, antwortet zurückhaltend: „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, was das für mein Leben bedeutet.“