Unna. .
Zurzeit warnen die evangelischen Kirchen in NRW vor einer drohenden Kita-Krise. Hunderte Kindertageseinrichtung seien akut gefährdet, hieß es vor zwei Wochen, und man drohte mit dem Ausstieg aus dem Kita-Ausbauprogramm. Im Kreis Unna stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar. Dennoch gibt es Anlass zur Sorge. Denn aufgrund zu kurzer Planungsfristen können Fördergelder nicht mehr ausgegeben werden.
Zum Hintergrund: Alle Ein- bis Dreijährigen haben ab August 2013 Anspruch auf Betreuung in einer Kindertagesstätte. So hat es die Politik beschlossen. Um den Rechtsanspruch zu gewährleisten, geht der Gesetzgeber von einer Versorgungsquote von 35 Prozent aus. Land und Kommunen bringt diese Planung ganz schön ins Schwitzen. Sie kommen mit dem Ausbau nicht hinterher.
Kirchen beklagen
unfaire Zuschüsse
Auch die Kirchen als Träger vieler Einrichtungen beklagen sich. Aus finanzieller Not stünden viele kirchliche Kindertagesstätten in NRW vor dem Aus, bestätigt Superintendent Bernd Becker, Leiter des zuständigen Fachverbands. Schuld sei vor allem die unfaire Behandlung kirchlicher Träger, wenn es um die Verteilung der Zuschüsse geht. Das NRW-Kinderbildungsgesetz schreibt den Kirchen vor, zwölf Prozent der Kita-Kosten selbst zu finanzieren. Andere Träger zahlen lediglich neun Prozent der Kosten selbst. Ein Zustand, der von den Kirchen schon länger kritisiert wird.
Für den Kreis Unna gilt jedoch ein Sonderfall. „Hier übernimmt die Stadt drei Prozent des kirchlichen Anteils“, sagt Heinz-Dieter Edelkötter, Leiter des Jugendamts. „Die Kirchen zahlen also nur neun Prozent der Betriebskosten“. Da die Kirchen im Gegensatz zu den freien Trägern aber die Kirchensteuer als Einnahmequelle haben und die Stadt keine eigenen Kitas betreibt, übernimmt die Stadt bei den freien Träger den neunprozentigen Anteil komplett, so Edelkötter weiter.
„Wir als kirchlicher Träger zahlen neun, freie Träger hingegen null Prozent – da plädieren wir natürlich für eine Gleichbehandlung“, sagt Marc Schröder vom Kreiskirchenamt. Denn obwohl bisher bereits über 80 Prozent der Kita-Plätze in Trägerschaft der evangelischen Kirche ausgebaut seien, werde das Geld knapp.
„Durch eine Gesetzesänderung sind die Planungsfristen viel kürzer geworden“, so Schröder. „Wir hatten in diesem Jahr viel zu wenig Zeit, den Umbau zu planen und zu beantragen, geschweige denn, Gelder abzurufen.“ Diese Gelder gingen nun unverbraucht wieder zurück – womit es umso schwieriger werde, einen Ausbau sicherzustellen.
Im schlimmsten Fall
Kitas schließen
„Und wenn uns die Stadt im schlimmsten Fall Gelder kürzen sollte, müssten wir gar ein oder zwei Kitas dicht machen“, so Schröder weiter. Grund zu dieser Annahme besteht momentan allerdings nicht – ohnehin wären Kürzungen von Seiten der Stadt ein klassisches Eigentor: Denn in diesem Fall müsste die Stadt selbst einspringen, um den U3-Rechtsanspruch weiter zu gewährleisten.