Olsberg. .

Blasmusik und Sauerland – oft noch poppt bei dieser Kombination das Bild von Rumm-Tata-Klängen in bierseligen Schützenzelten auf. Dass es ganz anders geht, beweist seit einem Jahrzehnt der „Sauerland Herbst“, ein Musikfestival mit hochkarätigen Blechbläser-Konzerten. Nicht nur die Blasmusik wird damit in ein anderes Licht getaucht, auch das Image des Sauerlandes bekommt einen ganz neuen Klang.

So kann man sich täuschen. Da jodeln die drei Musiker im zünftigen Trachtenjankerl, blasen Tuba und zupfen Harfe im Stil kitschig-bayerischer Heimatfilme und dann das: Giftige Texte, bissige Satire, politische Provokationen, die schon mal dafür sorgten, dass die Band trotz enormer Popularität im Bayerischen Rundfunk verboten wurde. Die „Biermösl Blosn“ blasen höchst originell den Mächtigen und mächtigen Trends in der Gesellschaft den Marsch. Seit 35 Jahren ist die eigenwillige Interpretation von volkstümlicher Musik das Markenzeichen der „Alpenpartisanen“. Und damit passten sie hervorragend zum Konzept des „Sauerland Herbst“, den sie am Mittwochabend vor 800 Zuhörern in Olsberg eröffneten. Der Auftritt war umjubelt, nicht zuletzt wegen des Kabarettisten Gerhard Polt, der den grantelnden, selbstgefälligen Spießer gab.

Blasmusik ist die Musik des Sauerlandes. „In einer Baracke in Kalberschnacke, da übt die Kapelle der Feuerwehr“, dichtete vor Jahren die Rockgruppe „Zoff“. „Sie machen vier Stunden Radetzkymarsch und fünf Kisten Warsteiner leer.“ In nahezu jeder Stadt und jedem Dorf zwischen Olpe und Soest, Meschede und Meinerzhagen wird auch heute noch der Radetzkymarsch geprobt. In keinem anderen Landstrich in Deutschland gibt es solch eine hohe Dichte an Volksmusikern wie im Sauerland.

Und immer mehr wird deutlich, dass der Sauerland-Herbst Einfluss genommen hat auf diese Musikszene. „Viele haben hier erfahren: Blasmusik kann auch ganz anders sein“, sagt Wolfgang Meier vom Hochsauerlandkreis, Organisator des Festivals. Beispielsweise so, wie sie die vom Feuilleton hoch gelobte „Mnozil Brass“ aus Österreich präsentieren. Mit virtuoser Musik und frechem Kabarett kommen die sechs Bläser auf die Bühne und werden wohl auch in diesem Jahr wieder das Publikum von den Stühlen reißen.

Genau das verspricht auch die „Fanfare Kalashnikov“, eine funkige Brass-Band aus Rumänien mit einer Kombination von Gipsy- und Jazzmusik. Aus Frankreich kommt „Les Trompettes de Lyon“ und aus Spanien „Luur Metalls“, die Blech-Kammermusik aufführen. Das Philharmonische Orchester Hagen tritt gemeinsam mit dem Trompeten-Virtuosen Gábor Boldoczki auf. All das sind Konzerte, die das weite Spektrum der Blechbläser-Musik abbilden“, unterstreicht Wolfgang Meier.

Längst ist das Festival der Blasmusik kein Geheimtipp mehr, sind 14 der 20 Konzerte fast oder komplett ausverkauft, und viele Besucher kommen nicht nur aus der Region, sondern reisen manchmal von weither an.

Unter den Besuchern sind auch viele Blasmusiker des Sauerlandes, die Anregungen mit nach Hause nehmen. Und direkt von den Profis lernen können. An drei mehrtägigen Workshops nehmen Musikvereine des Sauerlandes teil, Und erhöhen so enorm die Wahrscheinlichkeit, dass der Radetzkymarsch bei den Blaskapellen des Sauerlandes von den Hitlisten verschwindet.

Infos: www.sauerland-herbst.de