Essen. . Bei der Einrichtung von neuen Studienplätzen zog ein Teil der Universitäten nicht mit. Jetzt wird es deshalb eng in den Hörsälen. Und es wird noch schlimmer, wenn 2013 der doppelte Abitur-Jahrgang kommt.

Wer den Numerus clausus umgehen will, kann an der Ruhr-Uni Bochum nur noch eine Handvoll Fächer studieren. Wie wäre es mit Archäologie, Islamwissenschaft oder Theologie? Auch Physik, Slavische Philologie oder Russische Kultur sind zulassungsfrei. Ähnlich beschränkt ist die Auswahl an vielen Hochschulen des Landes. Dass der Ansturm kommen würde, war seit langem klar, doch dass er so früh einsetzen würde, überraschte selbst die Experten. Ein beinahe flächendeckender Numerus clausus ist die Folge.

Im „Hochschulpakt“ hat das Land 2007 mit jeder einzelnen Hochschule die exakte Zahl der neu einzurichtenden Studienplätze verabredet.

90 000 neue Plätze

Im ersten Zug sollten in NRW 26 000 neue Plätze bis 2011 entstehen, in der zweiten Runde noch einmal 90 000 bis 2015 („Hochschulpakt II“). Doch die großen Unis zogen – zum Teil – nicht mit. So richtete die Uni Münster bis zum letzten Wintersemester keinen einzigen der geforderten Plätze ein, auch die Uni Köln blieb weit unter der Zielmarke. Schon zuvor waren die Unis bis zur Halskrause gefüllt. „Wir konnten die Vereinbarung nicht erfüllen“, sagt Patrick Honecker, Sprecher der Uni. Die bereits ausgezahlten Fördermittel in Millionenhöhe sollte die Uni zunächst zurückzahlen, darf sie nun jedoch für neue Plätze einsetzen.

Revier-Unis im Plan

Auch die Uni Münster trat auf die Bremse. „Wir haben 2007 nur zähneknirschend unterschrieben“, sagt ein Uni-Sprecher. Zuvor hatte die Uni die Zahl der Studierenden sogar um 5000 gedrückt. An den Ruhrgebiets-Unis sieht es besser aus. „Wir sind im Plan“, heißt es aus Essen, Bochum und Dortmund. So habe die Uni Duisburg-Essen seit 2007 jährlich 1150 neue Erstsemesterplätze geschaffen. Bis 2015 werde die Uni die geforderten 5200 Plätze einrichten – falls die Finanzierung sicher ist. Auch Bochum will die anvisierte Zahl von 4777 erreichen, die TU Dortmund sogar 7045 neue Plätze. Im Herbst 2011 mag es trotz aller Probleme noch glimpflich ausgehen. Doch bald wird es noch schlimmer: Der doppelte Abiturjahrgang kommt 2013.