Schwerte. .

Freundlich sei er stets gewesen. Freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit, bodenständig. Und lustig, erinnert sich eine Weggefährtin an die Zeit so Anfang der 80er Jahre, als ungefähr halb Villigst eine einzige Jugendclique war. Willi Müller gehörte dazu. Dass er einmal Chef der Schwerter Feuerwehr werden würde, hatte der heute 45-Jährige damals selbst noch nicht auf der Agenda.

Wilhelm Müller heute. Freundlich ist er. Freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit, bodenständig. Und lustig. Ein Teamplayer. Als Freund, als Familienmensch, als Fußballer, als Feuerwehrmann. Der einzige Unterschied zu damals: Willi Müller trägt Verantwortung. Viel Verantwortung sogar. So ist das eben, wenn man Feuerwehrhauptmann ist.

Am Mittwoch folgte der Rat der Stadt Schwerte der Empfehlung von Kreisbrandmeister Ulrich Peukmann, Wilhelm Müller zum Nachfolger von Bernd Schaumann zu machen. Peukmann hat diesen Vorschlag nicht nach eigenem Gutdünken unterbreitet. Es ist das Ergebnis einer Zusammenkunft aller Wehrleute aus der Ruhrstadt, die sich erst vor ein paar Wochen im Bürgersaal des Rathauses versammelt hatten, um sich in ihrer Gesamtheit für den Villigster auszusprechen. Das nennt man einen Vertrauensvorschuss!

Mit seiner Berufung schreibt der zweifache Familienvater sogar ein Stück Feuerwehrgeschichte in der Ruhrstadt. Denn zum ersten Mal ist der Leiter der Hauptamtlichen Wache, der Müller ja schon seit 2007 ist, auch gleichzeitig Chef aller freiwilligen Wehrleute. „Es gibt vier hauptamtliche Wachen im Kreis Unna“, erklärt Wilhelm Müller, „Schwerte ist nun die dritte mit dieser Doppelfunktion.“ Am 23. November leistet Bernd Schaumann seinen letzten Tag, am 24. November übernimmt Wilhelm Müller, den auch heute noch alle Willi nennen.

Feuerwehrmann zu sein, ist für den Villigster nicht einfach nur ein Beruf. Es ist eine Berufung. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt er. 1980 wurde er, gerade 14-jährig, Mitglied der Jugendfeuerwehr. Sein Vater und sein Bruder gehörten damals schon der Löschgruppe Villigst an – mit Leib und Seele. Kein Wunder also, dass für den jungen Willi der Begriff Feuerwehr so überaus positiv besetzt war. Mit 17 wechselte er in die Einsatzabteilung, 1989 bewarb sich der gelernte Kfz-Schlosser bei der Berufsfeuerwehr. Mit Bravour meisterte er praktische und theoretische Tests und Prüfungen und wurde aufgenommen in den Kreis der Berufsfeuerwehr Hagen. Dort absolvierte er die Grundausbildung und eine Weiterbildung für den Aufstieg in den gehobenen Dienst.

Als 2005 in Schwerte die Stelle als stellvertretender Wachenleiter ausgeschrieben wurde, legte er seine Bewerbungsunterlagen auf den Tisch. „Das war für mich eine gute Chance, noch näher ranzukommen an meine Heimat“, erinnert er sich. „Außerdem war das auch eine neue Herausforderung für mich.“ 2007 übernahm er dann die Hauptamtliche Wache.

Jetzt wird er Chef der gesamten Feuerwehr. Mit Holger Vieregge (hauptamtlich), Dietmar Spaenhof und Markus Göbel (ehrenamtlich) hat er erfahrene Kräfte als Stellvertreter an seiner Seite. Gut so, denn Wilhelm Müller weiß, dass „mit dieser Veränderung noch mehr Arbeit auf mich zukommen wird“. Und weil er eben ein Teamplayer ist, will er die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. „Mein Ziel ist es, vorhandene Abläufe noch weiter zu optimieren“, erklärt er. Einzelheiten will er im November mit seinen Stellvertretern und den Zugführern bekanntgeben.

Natürlich muss auch noch Zeit bleiben für sein größtes Hobby. „Das ist meine Familie“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Drei Generationen leben auf dem Familiensitz in Villigst. Gerne düst er auch mit der 750er Honda VFR durch die Lande. Mit Laufen und Fahrrad fahren hält er sich fit – ganz wichtig für einen Feuerwehrmann, der fürs Löschen, Retten, Bergen und Schützen körperliche Fitness benötigt.

Den Grundstein dafür hat Willi Müller beim FC Garenfeld gelegt. „Weil mein Bruder Uli dort aktiv war“, spielte auch er für den FC – mit überragenden Erfolgen. Willi traf nach Belieben, schaffte den Aufstieg in die Kreisliga A und später in die Bezirksliga. Unvergessen das Relegationsspiel um den Klassenerhalt in der Bezirksliga gegen Hellas Makedonikos Hagen vor 1000 Zuschauern in Eilpe. „3:1 haben wir damals gewonnen“, sagt er. Alle drei Buden hat er gemacht, ein Tor sogar per Flugkopfball; Marke Tor des Monats. Es war sein letztes Spiel in einer recht kurzen Fußballer-Laufbahn, die im Thekenteam der Ruhrbrücke begonnen hatte und in der es nie um Kohle ging. „Ich wollte einfach nur spielen.“

Am 24. November wird sein vielleicht größtes Spiel angepfiffen. Es wird sechs Jahre dauern – Verlängerung nicht ausgeschlossen.