Nachrodt-Wiblingwerde. .
Was wäre passiert, wenn Franz-Josef Strauß damals wohl getwittert hätte? Wie wirkt sich so eine Kondomlockerung bei einem katholischen Ministranten aus, und warum eigentlich liest Martin Semmelrogge nicht Franz Kafkas Verwandlung? Fragen über Fragen.
Die Antworten darauf gab Hennes Bender am Samstag den knapp 300 Besuchern in der Lennehalle in seiner bekannten derben Art. Für das Comedy-Event des Kulturschock-Vereins hatte sich der Bochumer Comedian in einen in einem Zustand höchster Erregung versetzt, der nonstop das Zwerchfell der Besucher zu massieren wusste. „Erregt“, so auch der Name seines aktuellen Programmes, zeigte sich der quirlige kleine Mann aus dem Ruhrpott auch über seinen Spielort an diesem Abend.
Neuordnung der
Kommunen ein Thema
„Nachrodt-Wiblingwerde? Wer hat sich denn so einen scheiß Namen ausgedacht?“ Bender streckte sich und stellte für sich fest, dass im Sauerland kurzum alles an Städten und Gemeinden bei der kommunalen Neuordnung zu einem Brei „zusammengerotzt“ sein worden musste. Aber auch sein geliebtes Bochum kam nicht gänzlich ungeschoren bei ihm weg: „Wir sind ein Ruhr-Bistum? Verdammt! Ich dachte wir wären sektenfrei!“
Da geht ein Hennes Bender doch lieber zur Darmspiegelung, als in eine Kirche, wie er bestätigen mochte. Denn die Vorsorgeuntersuchung ist, laut ihm, spannender als „Avatar“ in einem 3D-Kino zu sehen. „Kamera im Po, Mexiko!“ Denn wenn 150 cm Schlauch in einem 1,60m Mann verschwinden würden, wäre das ja sogar die vierte Dimension. Überhaupt das Wandeln in anderen, manchmal verschrobenen, Realitäten habe seine ganz eigenen Gefahrensituation, die „umschifft“ werden müssten. So zum Beispiel sei Kiffen im Disneyland keine gute Beschäftigung und auch Arte nicht der geeignete Sender für den LSD-Konsumenten. Der alltägliche TV-Irrsinn, der politische Subtext der Biene Maja, Irrungen und Wirrungen der deutschen Sprache und eine Spezies namens „I-Phone-Wichser“, ließen den schlagfertigen Bochumer auf der Bühne schier explodieren.
Der Bender’sche Makrokosmos wurde aber auch mehrmals von ihm selbst aufgebrochen. Immer dann, wenn das Publikum von ihm direkt mit in das Programm eingezogen wurde. So ließ Bender kurzum den Nachrodter Besucher Willi mit Damenunterwäsche bewerfen und feiern, präsentierte sein loses Mundwerk bei einem ausufernd wahnwitzigen Dialog mit einem Gast aus Österreich und lehrte den Saal , wie man am besten Jan Delay imitieren könnte. Und natürlich forderte man als Zugabe nach unglaublich wilden 90 Minuten lauthals die „Spongebob-Nummer“ ein.
Und die bekamen die Besucher natürlich auch. Obenauf sogar ein abschließendes musikalisches Intermezzo, bei dem das Komik-Ass in einem Medley verschiedene Musiker parodierte. Zwischen den drei großen Programmblöcken fand er da auch noch genügend Zeit, um Autogramme zu geben und mit den Fans gemeinsame Fotos zu machen. Irgendwie geartete Star-Allüren sind dem Mann fremd. Zur Aftershow-Party, bei der die Band „Acoustic Comfort“ mit Cover-Rock-Songs die Gäste zur späten Stunde unterhielt, konnte Hennes Bender nicht mehr mit von der Partie sein. Um 23 Uhr machte er sich auf den Weg zu seinem Abitur-Nachtreffen in Bochum. Überaus zufrieden zeigte sich auch Chef-Kulturschocker Ronny Sachse: 213 Karten wurden verkauft.