Grietherbusch/Reeserward. .
Bei den Erdbeeren ist es längst Kult, das Selbstpflücken. Auch bei den Äpfeln wollen immer mehr Kunden selbst Hand anlegen. „Bei uns gab es derartige Anfragen natürlich auch“, sagt Everhard Baumann.
Doch der Obstbauer aus Reeserward hat abgelehnt. Wie auch sein Nachbar Wilhelm Baumann aus Grietherbusch. Gleich eine Handvoll Gründe haben sie dafür parat.
„Natürlich habe ich schon einmal über die Möglichkeit nachgedacht“, sagt Everhard Baumann. Er hat sich sogar schon auf einem Hof für Selbstpflücker im Ruhrgebiet umgesehen. Und Wilhelm Baumann und seine Frau Gisela haben mit Interesse verfolgt, wie ein niederländischer Kollege eine solche Selbstpflückanlage in Luxemburg neu angelegt hat.
„Bei uns wird in drei Durchgängen gepfückt“
„Wir haben aber eine alte, traditionelle Anlage“, erklärt Gisela Baumann. Die sei für Selbstpflücker kaum geeignet. An vielen Stellen hätten sie alte Baumbestände inmitten der Plantage gerodet und durch neue Bäume anderer Sorten ersetzt. „So steht mal ein Reihe Rubinette neben einer Reihe Topas und dann kommt schon wieder Jonagold“, sagt sie. Da könne man nicht einfach eine Parzelle mit Braeburn oder Rubinette mit Flatterband für die Selbstpflücker absperren.
Weiteres Problem: Selbst bei einer Sorte können nicht alle Bäume in einem Rutsch abgeerntet werden. „Bei uns wird in drei Durchgängen gepflückt“, erklärt Everhard Baumann. Immer nur die reifen Früchte. Wann Obst die optimale Reife hat, das ist selbst vom Fachmann nicht immer zu erkennten, mit bloßem Laienauge schon gar nicht.
Den richtigen Erntezeitpunkt lässt der Wilhelm Baumanns daher durch einen Fachmann ausloten, der Jahr für Jahr auf den Vriendshof ansteuert, um dort an Hand von fünf, sechs Kriterien den Reifegrad festzustellen. Beispielsweise ist die Farbe der Kerne wichtig und natürlich der Zuckergehalt. Einige der wenigen Ausnahmen bildet da die Sorte Delbar. „Der schmeckt selbst dann schon, wenn er noch etwas unreif geerntet wird“, hat Everhard Baumann festgestellt.
Organisatorische Schwierigkeiten
Auch Everhard Baumann sieht organisatorische Schwierigkeiten, seine Ländereien für Selbstpflücker zu öffnen. „Die Areale müssten dann auch direkt am Verkaufraum liegen, damit jdie Ernte gewogen und alles abgerechnet werden kann. Zudem erfordere das Selbstpflücken einen hohen Personalaufwand. „Wer weist die Leute ein? Wer erklärt ihnen, wie am erntet, ohne die Bäume zu beschädigen? Was, wenn sich die Leute verirren?“, fragt Everhard Baumann rhetorisch. Arbeit, die mit seinem derzeitigen Personal nicht leistbar sei. „Zumal es ohnehin schon schwierig ist, ausreichend Pflücker zu bekommen, nachdem die polnischen Erntehelfer wieder heimgereist sind“, sagt der Mann vom Wardmanshof.
Warum wollen die Leute überhaupt selbst pflücken. Den einen geht es darum, den Preis zu drücken. Anderen ist das Erlebnis des Pflückens wichtig. Aber kann man in Rees derzeit nicht erfahren – außer man hat selbst einen Obstgarten.