Dorsten. .

Der Herbst ist da. Nicht überzeugt? Dann schauen Sie mal bei Schulte’s Hof in Rhade vorbei. Dort stapeln sich, meterweise und unübersehbar orange, die Kürbisse und künden vom nahenden Allerheiligenabend. Orange haben sich auch ein paar vereinzelte Blätter bereits gefärbt, die meisten aber rascheln noch in sattem Grün, allenfalls in schüchternem Gelb. Lässt man die Augen durch die Dorstener Umgebung schweifen statt über den Kalender, erlaubt das nur einen Schluss: Es ist Sommer.

Erhard Grütz reibt sich die Augen. Durchs Fernglas beobachtet der 74-jährige Holsterhausener„alles, was so kreucht und fleucht. Am Wasserwerk hab’ ich Haubentaucher gesehen.“ Jetzt hält er mit seinem Fahrrad am Lippedeich und schaut den Nonnengänsen bei ihrem schnatternden Treiben zu. „Der Sommer sollte ja eigentlich vorbei sein, aber er ist noch da“, freut er sich. So kann er seine Fahrradtouren dieses Jahr noch öfter genießen.

„Das ist kein Herbst, das ist Sommer“, findet auch Hilfried Lehnhart. Der passionierte Angler ist aus Marl hergekommen, um am Lippedeich die Angel ins Wasser zu tauchen. Nur die Angel allerdings, nicht die Füße. Obwohl es warm genug wäre. Um acht Uhr morgens hat er die ersten Köder ausgeworfen, bis zwölf Uhr landeten zehn Fische im Eimer; hauptsächlich „Rotfedern und Rotaugen“. Die Wettervorhersage für den Mittwoch hat sogar seine Frau mit ans Wasser gelockt. Sie nutzte die sommerlichen Temperaturen zum Baden – in der Sonne, mit einer Zeitschrift auf dem Schoß.

Urlaub in Dorsten

Urlaubsstimmung herrscht auch auf dem Wohnmobilstellplatz am Maria Lindenhof. Hier haben Petra und Walter Böke ihr Gefährt geparkt. Den Lippetalern gefällt es so gut, dass sie gleich eine ganze Woche bleiben. „Wir hatten noch zehn, zwölf Tage Urlaub“, erzählt Petra Böke. Die wollte das Paar ruhig, aber nicht langweilig verbringen. „Mir ist es wichtig, dass man schön fahren und bummeln kann.“ Morgens und abends können die beiden die Gänse vom Lippedeich beobachten: Die fliegen dann über das Wohnmobil hinweg.

Nur versuchsweise mit den Flügeln schlagen indes die Trauerschwäne am Schloss Raesfeld. Selbst die scheinen sich an diesem Tag sommerlich gewandet zu haben wie die Gäste auf der Terrasse: Aus dem schwarzen Gefieder lugen einige weiße Federn hervor.

Doch trotz aller sommerlichen Impressionen – die Jahreszeit rückt unerbittlich Richtung Herbst. Ab Samstag wird Halloween auf dem Kalender sichtbar sein. Und schon bald wohl nicht mehr nur da.