Unna. .

Keine Ausnahme mehr beim Nichtraucherschutz – das wollen die Grünen im Land und wissen ihren Koalitionspartner SPD auf ihrer Seite. Unnas Wirte beobachten die Entwicklung sehr unterschiedlich. Die Reaktionen reichen von sorgenvollen Kommentaren wie „Das wird finanziell sehr, sehr schwierig“ bis hin zu einem gelassenen „Gut, dann gehen eben alle Raucher raus. Überall“.

Kommt ein Nichtraucherschutzgesetz nach bayerischem Vorbild trifft es zuallererst Einraumkneipen und Raucherclubs. Von den Clubs hat Unna mindestens vier, dafür erheblich mehr Kneipen mit Raucherräumen, dazu diverse Einraumkneipen – bei insgesamt 130 Betrieben in der Kreisstadt, die dem Gaststättenrecht unterliegen.

Die wohl bekanntesten Clubs befinden sich mitten in Unnas guter Stube, auf dem Alten Markt. „Sechs Monate habe ich das totale Rauchverbot eingehalten“, berichtet „Brasserie“-Besitzer Fayyaz Sahi vom Inkrafttreten des ersten Nichtraucherschutzgesetzes 2008, „dann war ich nicht mehr in der Lage, die Miete zu bezahlen.“ Sahi und sein unmittelbarer Konkurrent vom „Café Extrablatt“ gründeten Raucherclubs, das Café ab 21 Uhr, die Brasserie ab 19 Uhr. „Ich habe vor 16 Jahren unter ganz anderen Voraussetzungen meinen Pachtvertrag geschlossen“, erinnert Sahi, der offen von einer „Sauerei der Regierenden“ spricht.

Alternative zum Raucherclub ist bisher ein abgeschlossener Raucherraum. „Der ist voll, die Nachfrage ist groß. Da sitzen nicht nur drei Leute“, macht Anja Kraka für das „Heavens“ deutlich, wie groß die Zielgruppe ist, die künftig draußen vor der Tür stehen soll. Ohne Ausnahme.

„Kein Problem. Wenn es für alle gilt“, sagt Ralf Bieri. Für seine „Schmiede“ hat er ein eigenes Zelt zum Qualmen, die „Waschkaue“ ist bisher noch ein Raucherclub. Bieri kam gestern vom Münchner Oktoberfest zurück, bei dem erstmals in den Zelten absolutes Rauchverbot gilt. „Was wurde vorher darüber lamentiert? Nichts ist passiert. Die Leute gehen zum Rauchen raus. Punkt.“

„Vernünftige einheitliche Regelungen für alle“ – das würde sich Wirt Jens Reckermann wünschen. Und das, obwohl er mit dem „Anno“ eine Raucherkneipe besitzt, die fast ausschließlich von Freunden des blauen Dunstes besucht wird. „Was daraus wird, darüber mache ich mir Gedanken, wenn das Gesetz kommt.“

Sauer über den „Eiertanz“ der Politik ist auch Marc Lobert, Geschäftsführer des Katharinen Hofs. „Die Leute essen bei mir. Aber danach gehen sie in einen Raucherclub“, kritisiert er die wettbewerbsverzerrenden Ausnahmen.

Hätten die Gastronomen einen Wunsch frei, wäre für alle ohnehin klar: „Jeder Wirt soll selbst entscheiden, ob er Rauchen gestattet oder nicht.“