Unna. .
Zwei Bretter, zwei Stöcke, ein Abhang: So sieht Sophies Unterrichtstraum aus, der nun schneeweiße Wirklichkeit geworden ist. Sechs Monate lang geht die 15-Jährige per „iST-Sprachreisen“ im kanadischen Vancouver zur Schule und ins Skigebiet, bevor sie in ihren bisherigen Jahrgang am Geschwister-Scholl-Gymnasium zurückkehrt.
„Skifahren ist das Beste. Das gibt es als Nachmittagskurs und das Skigebiet ist gerade mal 20 Minuten von der Schule entfernt“, erzählt Sophie strahlend, „Aufs Snowboard will ich aber nicht.“ Dann doch eher Schwimmen, Tennisspielen oder zum Fotokurs. „Die arbeiten mit Spiegelreflexkameras, so richtig als Unterrichtsfach“, fährt Sophie mit ihrer Schulwunschliste fort. Vielleicht stände dort auch der Cheerleading-Kurs drauf, doch dafür müsste Sophie länger in Kanada bleiben: „Bei sechs Monaten lohnt sich das Einarbeiten leider nicht.“
Schule mit Freizeitfaktor
Was sich anhört wie Freizeit, ist an kanadischen Schulen regulärer Unterrichtsstoff. Klar hat Sophie auch Fächer wie Mathematik, Geschichte und Sprachen. „Aber mein Cousin und meine Cousine waren bereits in Kanada an einer Schule und die haben gesagt, Mathe ist da nicht so anspruchsvoll wie bei uns“, verrät die Sportbegeisterte. Ob das stimmt und wie angenehm Mathematik auf englisch ist, wird Sophie schon noch herausfinden. Aber schließlich reist die Tennisspielerin des TC Unna Grün-Weiß nicht für den kanadischen Matheunterricht um die halbe Welt.
„Ich habe mich eher spontan und kurzfristig für den Kanadaaufenthalt entschieden“, erinnert sich Sophie. Gelockt haben sie die Zusatzangebote nach dem Unterricht („extracurricular activities“). Sie reichen von Musik, Kunst, Geologie, Astronomie bis zu Handwerkskursen. Am Herzen liegt den Kanadiern aber die komplette Sport-Bandbreite – von Basketball, Baseball, Football, Hockey, Tanzen und Gymnastik bis hin zu Skifahren und Eislaufen.
Also schnell 23 Kilo Kleidung in den Koffer gepackt und ab zum Flugzeug, dachte sich Sophie: „Das Tolle an Kanada ist, dass man sich die Schule und somit das Kursprogramm selber aussuchen kann. Wenn man in die USA geht, ist das nicht so.“
Ob ihr zwölfjähriger Bruder und ihre Eltern ein klein wenig neidisch sind? Wahrscheinlich. Denn Skifahren ist eine Familienherzensangelegenheit. Also reisen die drei in den Weihnachtsferien einfach hinterher. Hoffentlich kommt dann kein Heimweh auf. Noch könnte Sophie ihren Aufenthalt jederzeit verlängern.
Nicht den
Jahrgang wechseln
„Das wäre kein Problem. Man kann drei, fünf oder zehn Monate gehen“, sagt die 15-Jährige. Zur Sicherheit haben die Jaspers aber direkt ein längeres Visum für Sophie beantragt – trotz Sehnsucht.
„Ich werde auf jeden Fall mein eigenes Bett vermissen, das ist so gemütlich. Mein Bruder ist bestimmt froh, wenn ich nicht da bin, glaub’ ich“, erzählt Sophie und bringt ihre Eltern Silke und Ingo zum Schmunzeln. Luftlinie 7 891 Kilometer, so weit ist Sophie nun entfernt. Wegen der neun Stunden Zeitverschiebung haben die Jaspers vor allem Kontakt per Internet. Ja, die beiden trauen ihrer Tochter die Kanadazeit absolut zu.
„Aber nach sechs Monaten finde ich, reicht es dann auch, wenn man noch so jung ist“, sagt Vater Ingo Jaspers und Mutter Silke Jaspers fügt an: „Ich finde diese Variante am besten, weil man sich sicher sein kann, dass Sophie in der Gastfamilie gut untergebracht ist. Bei einer ‘Travel&Work’-Reise nach dem Abitur würde ich mir viel mehr Sorgen machen.“