Lüdenscheid.

„Südafrika gehört allen Menschen, die dort leben – Schwarzen und Weißen!“ In eindringlichen Bildern zeichneten die Theatergastspiele Kempf (Grünwald) am Freitagabend im gut besuchten Kulturhaus den steinigen Weg des Nelson Mandela – Freiheitskämpfer, Friedensnobelpreisträger und erster schwarzer Staatspräsident Südafrikas – nach.

Eine Lehrstunde in Sachen Geschichte – packend und emotional bewegend inszeniert – erlebten die Zuschauer, die das achtköpfige Ensemble um den bekannten Entertainer Ron Williams in der Rolle des Mandela mit Standing Ovations feierten. Vor allem der zweite Teil der Inszenierung, als Mandela im Gefängnis saß und seine Frau Winnie (Dominique Siassia) verschleppt und gedemütigt wurde, ging unter die Haut.

Aufrüttelndes
Schauspiel

Schlicht „Die Nelson Mandela Story – Endlich frei“ hieß das aufrüttelnde Schauspiel aus der Feder von Gerold Theobalt, das unter Regie von Barry L. Goldman mit viel Musik über die Bühne ging. Von Lüdenscheid aus startete das Ensemble seine vierte Tour.

Wie ein roter Faden zogen sich Szenen aus den Geständnissen des Eugen de Kock, ehemals Leiter der Todesschwadronen zur Bekämpfung des Widerstands der schwarzen Bevölkerung und des ANC (African National Congress), durch das Stück. Desmond Tutu (Ronald Mkwanazi) entlockte dem fanatischen Buren, dessen Aussagen über den sog. „Schmutzigen Krieg“, politische Morde und Gräueltaten an der schwarzen Bevölkerung Südafrikas die Welt schockierten, erschütternde Geständnisse.

In Ketten rückte der Oberst – von Jörg Reimers verkörpert – die Apartheid-Regierung Südafrikas in ein rabenschwarzes Licht. Dass es selbst ihn erschütterte, einen Schwarzen mit Bibel ermordet zu haben, zeigte eindrucksvoll den gesamten Irrsinn des Rassenwahns auf.

In kurzen Episoden gelang es dem Ensemble, ein umfassendes Mandela-Porträt und seines Kampfes für die Gerechtigkeit zu zeichnen. Seine Wurzeln als Sohn eines Stammeshäuptlings, seine Bereitschaft, notfalls auch mit Gewalt gegen die Unterdrückung vorzugehen, sein unbeugsamer Geist und der Wille zur Versöhnung, der ihn auszeichnete, kamen in markanten Episoden zum Vorschein.

Als Geburtsstunde seines Widerstands, des dornigen Wegs vom jungen Anwalt zur Leitfigur der Menschenrechtsbewegung, machten die Münchner an der mutwilligen Zerstörung von Sophiatown, eines kulturell (für Schwarze und Weiße) bedeutsamen Viertels von Johannesburg, fest. Als kämpferischen, unbeugsamen und leidenden Mandela zeigte Ron Williams, dessen ausdrucksstarke Stimme bei den Songs eindrucksvoll zur Geltung kam, den am Ende ergrauten, befreiten ANC-Führer.

Eine ganz starke Szene hatte Dominique Siassia als seine Frau Winnie im Gefängnis, wo sie in Isolierungshaft sadistischen Wärtern hilflos ausgeliefert war. Wieder in Freiheit, war sie eine verbitterte, hassende Frau. Durch Perkussionist Bani Silva Prado, der einen klasse Job verrichtete, war das ursprüngliche Afrika in der Inszenierung präsent. Wandlungsfähigkeit stellten Dunja Bengsch, Simon Pearce und Matthias Horbelt in wechselnden Rollen unter Beweis.