Königsborn. .

„Mit seinen aktuellen Äußerungen hätte der Verteidigungsminister ruhig noch bis Ende Oktober warten können, da er dann ja endgültig bekanntgeben will, welche Standorte erhalten bleiben“, sagt Hauptmann Michael Deutsch. „Das jetzt hilft keinem und bringt wieder Unruhe in die Truppe.“

Was der Presseoffizier der Glückauf-Kaserne meint, ist der von Thomas de Maizière am Mittwoch im Verteidigungsausschuss vorgelegte Zwischenstand zur Strukturreform der Bundeswehr. Demnach schrumpft die Teilstreitkraft, das Heer, dem die Königsborner unterstellt sind, am stärksten – von fünf auf drei Divisionen und so von 82 136 auf 57 570 Soldaten. Und was die Heereslogistiker noch stärker beunruhigen dürfte, ist de Maizières weitere Ankündigung, dass die Kräfte, die alle Waffengattungen logistisch unterstützen, personell noch deutlicher schrumpfen, von 58 000 auf 36 750 Soldaten.

Die Angst vor dem letzten Appell in Königsborn scheint nicht unbegründet. Trotzdem geht Hauptmann Deutsch davon aus, dass der Standort nicht auf verlorenem Posten steht. „Wenn ich objektiv das Für und Wider abwäge, spricht meines Erachtens mehr dafür, dass der Standort bleibt.“

Ruhrgebiet wichtiges Nachwuchs-Reservoir

Denn der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, habe gesagt, dass trotz Schrumpfkur der Grundsatz „Breite vor Tiefe“ gelte. Und wenn die Truppe breit aufgestellt bleiben wolle, führe eigentlich kein Weg am Erhalt des Standortes vorbei. Deutsch: „Die Glückauf-Kaserne ist der einzige verbliebene Standort im Ruhrgebiet.“ Ein Argument, das die Wehrführung als Arbeitgeber im Auge haben müsse, „um weiter für Nachwuchs aus dem Ballungsraum attraktiv zu sein“.

Die meisten der 1 200 Soldatinnen und Soldaten des Logistikbataillons 7 seien Heimschläfer, so der Presseoffizier. Viele mussten bereits Standortschließungen erleben und nehmen Anfahrtswege bis 100 Kilometer in Kauf. Ihnen noch weitere Strecken zuzumuten sei laut Personalvertretung eine Belastung, „die das erträgliche Maß übersteigt“.

Gerade dieser Standpunkt spreche aus seiner Sicht auch dagegen, dass das der Panzerbrigade 21 unterstellte Logistikbataillon 7 auch an den Brigadestandort Augustdorf umgesiedelt werde, „denn der liegt rund 100 Kilometer östlich von Unna und dem Ruhrgebiet entfernt“. Das Schicksal des Logistikbataillons sieht Hauptmann Deutsch klar mit der Fortexistenz der Brigade 21 verknüpft. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Brigade erhalten bleibt, ist groß.“

Was die Unnaer Logistiker zudem zuversichtlich stimmt, ist, dass auf ihren scheidenden Chef Oberstleutnant Axel Wöhrmann Mitte Oktober Oberstleutnant Frank Klaumann als Standortkommandeur folgt. „Wenn man den Standort auflösen wollte“, so Michael Deutsch, „dann hätte der stellvertretende Kommandeur so lange das Bataillon noch führen können.“

Unabhängig von der Standortfrage wird in Königsborn am Ende des Monats mit Freude zum letzten Appell angetreten: Die letzten Wehrpflichtigen beenden am 30. September ihren Wehrdienst in der Glückauf-Kaserne.