Halver.

Leere Züge im ländlichen Raum: 1986 zog die Bundesbahn die Notbremse und stellte den Personenverkehr auf der Strecke Gummersbach-Brügge ein. Wenige Jahre später ging das Aktionsbündnis Agger-Volme-Bahn mit einem Konzept an die Öffentlichkeit, um ehemaligen Bahnflächen wieder betriebswirtschaftlich zu nutzen.

Nun sind die Bahnförderer ihrem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. In zwei Stufen wird die Strecke saniert. Gemeinsam mit Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Carthausen/Oberbrügge diskutierte der SPD-Landtagsabgeordnete Gordan Dudas am Freitag im Stellwerk in Oberbrügge mit Vertretern des Aktionsbündnisses über den aktuellen Sachstand. Er verwies auf den demografischen Wandel. „Lüdenscheid verliert jedes Jahr einen ganzen Abijahrgang“, rechnete er vor. Um junge Menschen zu halten, sei die gute Erreichbarkeit der großen Städte wichtig.

Demnächst Anbindung
Meinerzhagen-Köln

Meinerzhagens Bürgermeister Erhard Pierlings sei mit viel Unterstützung der Lückenschluss zwischen Marienheide und Meinerzhagen gelungen. Seit 2003 rollen die Personenzüge wieder zwischen Gummersbach und Marienheide. Von hier aus geht es im Stundentakt nach Köln. Ab 2013 ist es endlich soweit. Dann rollt die Bahn auch wieder zwischen Meinerzhagen und Marienheide. Die DB Regio als Betreiber unterzeichnete einen Vertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren.

Das Aktionsbündnis Volme Agger Bahn ist eine Gruppe engagierter Bürger, die sich für die Wiederbelebung der Strecke Meinerzhagen- Kierspe-Oberbrügge-Lüdenscheid-Brügge einsetzen. „Die DB Netz hat die Strecke ausgeschrieben. Klingt nach Wiederbelebung, ist aber das Gegenteil“, erklärte MdL Dudas. „Wenn sich kein Betreiber meldet, wird das Ding beerdigt.“ Dass die Gleise nicht wie andernorts bereits abgebaut wurden, führt Dudas auch auf das Engagement von Landrat Thomas Gemke (C DU) zurück. Die Bemühungen aller Beteiligten haben sich gelohnt. 16 Millionen Euro stellt das Land nun für die Sanierung bereit. Dudas dreht zur Zeit einen Werbefilm entlang der Strecke und befragt zum Beispiel die Bürgermeister, welche Bedeutung die Zuganbindung für ihre Kommune hat. Die Filmpremiere in der Meinerzhagener Stadthalle soll im Spätherbst sein.

„Atemberaubend“ nennt Christoph Riedel vom Aktionsbündnis das Tempo, mit dem das Vorhaben nun umgesetzt wird. Entlang der Strecke wird es im Mai 2012 ein großes Fest geben. Unter der Regie von Kreisdirektorin Barbara Diestel-Kümper ist die Aktion „Autofreier Sonntag im Volmetal“ mit Werbung für das Bahnfahren geplant.

Miteinander
von Bus uns Bahn

Gordon Dudas nannte weitere Gründe, die für ein Miteinander von Bus und Bahn sprechen. Beispielland sei die Schweiz. „Dort fahren die Verkehrsträger nicht in Konkurrenz zu einander. Die gute ÖPNV-Infrastruktur samt attraktive Taktung sorgt dafür, dass das Angebot genutzt wird. Auf die Unterstützung der Bahn AG können Förderer von Nebenstrecken laut Christopf Riedel vom Aktionsbündnis kaum hoffen. Das Unternehmen investiere lieber in Prestige-Projekte. Dass es auch anders geht, daran glaubt Friedrich-Wilhelm Kugel von der Schleifkottenbahn. Sein Prototyp eines Autos auf Schienen soll in drei bis vier Jahren fertig sein. Ein Schienentaxi, das Fahrgäste an jedem Bahnhof zwischen zum Beispiel per Handy ordern können.