Halver. .

Vermisste Personen über das Internet zu suchen, ist nicht neu. Dass die Polizei diesen Weg einschlägt, um an Hinweise zu gelangen, schon. Als bundesweit erste nutzte die Polizeibehörde Hannover einen Facebook-Auftritt zur Öffentlichkeitsfahndung. Ende August endete der sechsmonatige Modellversuch – nicht ohne Erfolge. Sind sie möglicherweise ein Anreiz, soziale Netzwerke auch in Halver für diesen Zweck einzusetzen?

„Fahndungsaufrufe mittels sozialer Netzwerke – das mag grundsätzlich funktionieren“, meint Polizei-Pressesprecher Dietmar Boronowski, der den Auftritt in einem solchen Fall allerdings nicht auf eine Stadt beschränken, sondern kreisweit ausdehnen würde. „Für Halver separat würde sich der Aufwand nicht lohnen.“

Die Polizei Hannover hatte mit ihrer Facebook-Präsenz nach Vermissten gesucht, nach Tätern gefahndet und eigenen Angaben zufolge in acht Fällen den entscheidenden Hinweis erhalten. Dabei veröffentlichte sie nicht allein Zeugenaufrufe, sondern auch Nachwuchswerbung und bot einen Experten-Chat zum Thema Zivilcourage.

Boronowskis Bedenken richten sich vor allem gegen den Aufwand, der mit einem Auftritt in sozialen Netzwerken grundsätzlich verbunden wäre. „Wie hoch müsste man die Messlatte legen, falls wir sie für diesen Zweck nutzten? Wir könnten nicht sagen: Die Polizei im Märkischen Kreis macht das einmal und dann wieder einmal nicht.“

Gefahrenmeldungen über neue Fan-Seite

Die Kreisleitstelle Siegen-Wittgenstein hat jüngst im Zuge eines Pilotprojekts des Kreises Siegen-Wittgenstein und des Instituts für Medienforschung der Uni Siegen eine eigene Seite auf Facebook eingerichtet.

Via Facebook können Nutzer künftig aktuelle Gefahrenmeldungen (Schneechaos, Überschwemmungen, Sturm etc.) erhalten, sofern sie den „Gefällt mir“-Button auf der neuen Fan-Seite anklicken. Die Infos werden von Mitarbeitern der Kreisleitstelle eingestellt.

Nach Angaben der Kreisleitstelle soll die Seite zur Verbreitung von Informationen „im konkreten Einsatzfall“ dienen. Für Notrufe müsse weiterhin die Rufnummer 112 gewählt werden.

Auf den Punkt gebracht könne man sagen: „Bei prägnanten Einzelfällen könnte eine solche Präsenz erfolgversprechend sein, beispielsweise wenn ein zehnjähriger Junge aus Halver vermisst würde und ein Verbrechen nicht auszuschließen wäre, oder wenn in einem konkreten Fall eine bestimmte Zielgruppe angesprochen werden soll“, so Boronowski mit Blick auf den Altersschnitt der Nutzer sozialer Netzwerke. „Aber für das Alltagsgeschäft erscheint mir dies nicht wirklich praktikabel.“

Eine gewisse Kontinuität zu gewährleisten, auch was die Administration der Seite anginge, ist seiner Ansicht nach personal- und zeitintensiv, wobei sich schnell die Frage danach stelle, „wie lohnend ein solcher Auftritt überhaupt wäre“ – zumal Fahndungsaufrufe bereits im Presseportal der Polizei veröffentlicht würden.

Zeitung, Radio und TV
probate Hilfsmittel

Hinzu komme die Zuhilfenahme „der klassischen Medien, sprich Print sowie auf Nachfrage auch TV und das hiesige Radio“.

Letztere sind auch nach Meinung von Polizeihauptkommissar Torsten Hecker, Leiter der Wache Halver, auch weiterhin „ein gutes, ein probates Mittel, mit dem nicht zuletzt auch die Bevölkerung selbst aktiv werden kann, wenn es um die Sicherheit in ihrer Stadt geht“. Sicherlich reagierten die Bürger unterschiedlich stark auf eine klassische Zeugensuche per Zeitung, „es kann passieren, dass solch eine Meldung auch mal leicht überlesen wird“.

„Doch bei prägnanten Fällen, wie unlängst dem Verkehrsunfall auf der B 229, bei dem ein Jugendlicher ums Leben kam, verzeichnen wir eine enorm hohe Anteilnahme und einen hohen Rücklauf an Hinweisen“, so Hecker. Insbesondere auch bei Verkehrsunfallfluchten in Halver, bei denen der Verursacher den Unfall nicht bemerkt habe, „zum Beispiel wenn ein Lkw einen Wagen touchiert und beschädigt hat“, habe sich dank der klassischen Zeugensuche vieles klären lassen. „So konnte zumindest die Schadensregulierung gewährleistet werden.“