Plettenberg. .
1961 kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, mittlerweile leben Menschen mit türkischen Wurzeln zum Teil in der 4. Generation hier, auch in Plettenberg. Spätestens seit dem Anwerbestopp 1973 ist die Integration von Migranten ein Thema, 1983 versuchte die Bundesregierung, mit finanzieller Förderung die Gastarbeiter zur Rückkehr zu bewegen. Allein: Viele wollten nicht, holten ihre Familien in die Bundesrepublik und leben jetzt hier.
Dass das Zusammenleben nicht immer reibungslos funktioniert, ist kein Geheimnis, groß sind teilweise die Unterschiede der kulturellen Gepflogenheiten beider Seiten. Integration heißt heutzutage nicht Assimilation, also die Angleichung alles Fremden an Bestehendes, sondern ist ein beidseitiger Prozess.
Um auf diesen Prozess aufmerksam zu machen, organisiert die Integrationsagentur des Diakonischen Werks Lüdenscheid-Plettenberg zum 50. Jubiläum türkischer Migration die Veranstaltung „Zusammenleben in der Vielfalt“ in der Stadtbücherei Plettenberg am 19. Oktober. „Wir müssen Maßnahmen zur Inklusion, nicht zur Separation ergreifen“, fordert Evangelia Kasdanastassi, Sozialarbeiterin der Integrationsagentur. „Viele Maßnahmen bestärken bestehende Strukturen oder schaffen erst Abgrenzung, falsch verstandene Toleranz verfestigt oft Grenzen in den Köpfen.“
Das Programm
Eingangs werden die Portraits der GBBK-Schüler zur Musik von Selcuk Demir gezeigt, der auf traditionellen türkischen Instrumenten spielt. Hatice Gündogdu und Ulrike Zenk lesen aus ihrem Buch „Kampf der Kulturen?“.
Nach dem Essen folgt eine weitere Lesung mit anschließender Diskussionsrunde, bevor nochmals Musik die Fotoschau begleitet.
Beginn der Veranstaltung in der Stadtbücherei ist Mittwoch, 19. Oktober um 18 Uhr. Der Eintritt kostet im Vorverkauf und an der Abendkasse 8 Euro. Karten können in der Stadtbücherei erworben werden.
Vielmehr gehe es um die Haltung von allen, nicht zu sehr an manchmal Althergebrachtem festhalten zu wollen und sich auf eine andere Sichtweise einzulassen. „Kleine Schritte tragen ebenso zur Integration wie millionenschwere Programme.“ Eine Lösung von Integrationsproblemen könne nur darin bestehen, wechselseitig Lebensentwürfe nachzuvollziehen, zu verstehen, warum etwas geschieht.
Für die Veranstaltung kooperiert die Diakonie mit dem Gertrud-Bäumer-Berufskolleg (GBBK). Schüler der Hauswirtschaftsklasse übernehmen die Verpflegung und bereiten diese im Unterricht vor, die Erzieher befinden sich derzeit in einem Fotoprojekt, bei dem sie Migranten der ersten Generation so in Szene setzen, dass das Bild die Geschichte dieses Menschen erzählt. Das Ergebnis zeigen die Schüler dann in der Stadtbücherei.
Regeln gelten für alle Schüler konsequent
Für Lehrerin Ulrike Zenk ist Integration das Nutzen von Bildungspotenzialen, von Anfang an. „Türkische Kinder sind genauso intelligent wie deutsche, nur haben sie nicht immer die gleichen Bildungschancen.“ Dazu müssen Regeln aber auch bei allen Schülern konsequent durchgesetzt werden, eine Berufung auf Kultur oder Religion sei kein Grund, die Schule zu vernachlässigen oder sich vom Unterricht freistellen zu lassen.