Duisburg. .
Der Skandalbau Küppersmühle droht die Stadt Duisburg teuer zu stehen zu kommen. Versprochen wurde allerdings stets das Gegenteil. Die Gläubiger-Banken der städtischen Wohnungsbautochter Gebag, die den spektakulären Kunst-Quader auf den Küppersmühle-Museumssilo im Duisburger Innenhafen baut, setzen der Gebag und der Stadt aber jetzt höchst beunruhigt die Pistole auf die Brust: Sie wollen den Geldhahn für die krisengeschüttelte Gebag zudrehen, wenn die Stadt nicht eine wohl millionenschwere Bürgschaft für das Risiko-Projekt übernimmt. Das allerdings ist nur eine Baustelle auf der derzeitigen Museums-Ruine, die die Zukunft der Gebag gefährdet.
Seit Monaten schon ruht die Baustelle im Innenhafen, nachdem der skandalöse Pfusch am Bau bekannt geworden war. Das riesige Stahlgerüst, das eigentlich schon längst in 36 Metern Höhe über Duisburg schweben sollte und auf 2200 Quadratmetern moderne Kunst präsentieren soll, liegt am Boden und rostet vor sich hin. Nach einer anonymen Anzeige eines Schweißers im Frühjahr ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die ausführende Stahlbaufirma, die mittlerweile genauso Insolvenz angemeldet hat wie alle anderen beauftragten Baufirmen der Arbeitsgemeinschaft.
So groß sind die versteckten Fehler bei den Schweißarbeiten – 48 von 52 Knoten in dem gigantischen Stahlgewirr und 140 000 Schweißnähte sind fehlerhaft -- dass seit Wochen klar ist: Sollte der Kunst-Quader je wirklich aufs Dach kommen, muss das Stahlgerüst verschrottet und neu gebaut werden. Das kostet nochmals drei Millionen, ist aber billiger als eine Sanierung.
Zu vernichtenden Ergebnissen kommen unterdessen städtische Kontrolleure und Rechnungsprüfer nach Sicht der Verträge und der Baustellenführung: Die Gebag, die sonst Wohnungen instand-setzt und vielleicht noch Reihenhäuschen als Bauträger errichtet, war mit dem ehrgeizigen, die Stadt zunächst elektrisierenden Kunst-Abenteuer überfordert: Es fehlten die Baukontrollen, es fehlten gar komplette Statikberichte, Verträge wurden am Aufsichtsrat vorbei geändert, so heißt es in dem internen Prüfbericht.
Außerdem trägt die Wohnungsbautochter praktisch alle Risiken für den spektakulären Bau, der ursprünglich mal 25, dann fast 50 und nun nach unbestätigten Berechnungen zwischen 63 und 68 Millionen Euro kosten soll.
Den Großteil der Baukosten trägt das Kunstsammler- und Mäzen-Ehepaar Ströher, und der Essener Evonik-Konzern hatte seinen Sponsorenbetrag schon von 10 auf 13 Millionen Euro ausgestockt. „Mehr gibt’s nicht“, heißt es aus Essen. Verbaut sind schon 34 Millionen Euro, etliche Millionen hat die Gebag vorfinanziert, dabei darf sie laut Aufsichtsratsbeschluss nicht mehr als 1,4 Millionen Euro beisteuern.
Nach Überprüfungen der Stadt kann die Gebag nicht mal heraus aus den Verträgen, müsste dem milliardenschweren Ehepaar Ströher horrende Millionensummen zurückzahlen. Nach WAZ-Informationen würden nach dem 31.12.2011 zudem Schadensersatzzahlungen von 5000 Euro fällig, für jeden Tag, den der Erweiterungsbau verspätet fertiggestellt wird. „Der Erweiterungsbau ist der Super-GAU für die Gebag“, räumt auch Utz Brömmekamp ein. Der Düsseldorfer Jurist kam als Berater und Sanierer zur Gebag, jetzt ist er auf Druck der Banken, die kein Vertrauen mehr zur Gebag-Chefetage haben, auch als weiterer Vorstand an die Unternehmensspitze gerückt und hat das Sagen in Sanierungssachen. Er soll ein Konzept vorlegen, wie die Gebag wieder ins ruhige Fahrwasser kommen kann. Das Kerngeschäft der Gebag läuft, versichert er. Allein die Küppersmühle ist es, die das Unternehmen in die Krise stürzte. „Wenn das Problem nicht gelöst wird, wird es schwierig“, räumt er ein.
Schlüssiges
Kostenkonzept
Wie das Kaninchen auf die Schlange schaut man bei der Gebag und auch der Stadt auf die Sponsoren, lechzt förmlich nach positiven Signalen der Mäzene. Die verlangen jetzt aber ein schlüssiges Kostenkonzept für den weltweit einmaligen Kunst-Quader der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron. Dann wollen sie entscheiden, ob sie weiterbauen. Offen ist, ob dann die Gebag weiter Bauherrin sein wird, manches spricht dagegen. „Wir haben jetzt noch einen Schuss, aber der muss sitzen“, zeigt sich Brömmekamp zuversichtlich.