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Knapp 100 Tage sind es noch bis Heiligabend - der Herbst hat laut Kalender noch nicht begonnen. Doch in vielen Geschäften geht es aber schon jetzt recht festlich zu. Kommen die Weihnachtsprodukte tatsächlich jedes Jahr früher in die Regale?

Während so mancher Flip-Flops, Sonnenbrille und Bikini noch nicht in den Kleiderschrank verbannt hat, den Grill auch weiterhin im Garten stehen lässt und tapfer auf einen schönen Spätsommer hofft, ist der Handel schon ein ganzes Stück weiter.

Wer sich in diesen Tagen auf die Internetseite des Duisburger Knüllermarktes, einem Fachgeschäft für Deko-Artikel, wagt, erhält nicht nur die überraschende Info „Unser Weihnachtsmarkt hat eröffnet“, sondern wird zusätzlich von Weihnachtslieder wie „Leise rieselt der Schnee“ beschallt.

Knapp 100 Tage sind es noch bis Heiligabend – in vielen Geschäften geht es aber jetzt schon sehr festlich zu. Grüne Tannenzweige, Lichterketten und Weihnachtsmänner bestimmen die Auslage im Knüllermarkt.

„Es geht zu viel von der eigentlichen Weihnachtszeit verloren“

„Wir haben bereits Mitte August mit dem Aufbau der Weihnachtsdekoration begonnen“, sagt Geschäftsführerin Petra Manoah. Die Kunden sind darüber geteilter Meinung. „Wenn ich etwas finde, würde ich das auch jetzt schon kaufen“, sagt Beate Schäfer. Die 27-Jährige stöbert gerade an einem Stand mit Tannenbaum-Anhängern. Andere sehen das nicht so pragmatisch. „Ich finde das zu früh. Es geht zu viel von der eigentlichen Weihnachtszeit verloren“, kritisiert Gisela Braun (64).

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Im Juli und August werden hier allein rund fünf Millionen Dominosteine pro Tag produziert

Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Niederrhein kann diesen Eindruck nicht bestätigen. Seit etwa zehn Jahren würden die Weihnachtsartikel jedes Jahr gegen Mitte September in die Läden kommen. Und die Verbraucher müssten auch nicht fürchten, künftig schon im Hochsommer auf Weihnachtsmänner im Supermarktregal zu treffen. Schließlich will der Handel Geld verdienen und „wenn draußen 22-23 Grad sind, greift der Kunde nicht zu“. Der Duisburger Knüllermarkt ist laut Bommann mit dem Verkauf von Weihnachtsdeko im August ein Einzelfall. Für gewöhnlich seien zunächst die Süßigkeiten an der Reihe, Deko-Artikel kämen erst später in die Läden.

Doch damit es schon im September Dominosteine, Spekulatius und Printen in den Supermärkten gibt, müssen Hersteller wie die Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz schon im Hochsommer mit der Produktion beginnen.

Im Juli und August, wenn draußen noch niemand an Weihnachten denkt, werden hier allein rund fünf Millionen Dominosteine pro Tag produziert. Für die harte Kräuterprinte fällt der Startschuss sogar schon im Mai.

„Wenn ich jeden Tag Geburtstag hätte, hätte dieser Tag auch keinen Wert mehr für mich“

Bei all diesen Köstlichkeiten handelt es sich laut Christian Schlosser, PR-Leiter beim Printen-Hersteller Lambertz, übrigens nicht um wirkliche Weihnachtsprodukte, sondern um so genannte „Herbst-Weihnachts-Artikel“. „Das ist einfach etwas für die kühlere Jahreszeit“, so Schlosser, die Artikel seien auch noch gar nicht weihnachtlich verpackt, sondern einfach nur winterlich. Doch ob weihnachtlich verpackt oder nicht, beim Erzbistum Köln sieht man den Verkauf von Weihnachtsartikeln im September kritisch. „Das eigentliche Fest ist so nichts Besonderes mehr“, sagt Nele Harbeke, Pressereferentin beim Erzbistum, „wenn ich jeden Tag Geburtstag hätte, hätte dieser Tag auch keinen Wert mehr für mich.“ Außerdem würden andere christliche Feste wie Erntedank oder Sankt Martin durch das Vorziehen der Weihnachtszeit aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt.