Thier-Galerie — Shopping-Tempel mit 160 Geschäften
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Dortmund. . Am 15. September 2011 öffnete das Einkaufscenter „Thier-Galerie“ in Dortmund die Pforten. Auf 33 000 Quadratmetern gibt's etwa 160 Geschäfte, darunter die Szene-Lieblinge Hollister und Primark. Außerdem im Center: 14 Restaurants. Chance oder Gefahr für den Einzelhandel in der Fußgängerzone? Noch gibt man sich optimistisch.
Trinken, feiern, shoppen: Dieses Gelände ist auf Vergnügen festgelegt. Über hundert Jahre wurde hier, mitten in der Dortmunder Innenstadt, Bier gebraut. Thier-Bier. In den 90er-Jahren zogen die Brauer mit Sack und Fass aus – und die Party-Szene übernahm. Es wuchs eine Disco- und Kneipen-Kolonie.
Jetzt ist die Feier vorbei, sind die Industriehallen abgerissen. Ein großer Neubau ist entstanden. An diesem Donnerstag eröffnet das nächste Einkaufscenter im Ruhrgebiet. Nur der Name erinnert noch an die Bier-Vergangenheit: Thier-Galerie heißt das Ding, das direkt an den Westenhellweg angebunden ist.
Menschen, die hier früher feierten, werden dann an gleicher Stelle shoppen gehen. Mit seinem Sortiment richtet sich das Center an die jüngere Kundschaft, „aber nicht nur“, wie Center-Manager Alexander Crüsemann sagt. Der Einkaufsriese ist in Hand des Hamburger ECE Projektmanagements, ein privater Investor, der auf Großimmobilien und Einkaufstempel spezialisiert ist. Der „Limbecker Platz“ in Essen und „City-Point/Drehscheibe“ in Bochum gehören dazu. Jetzt also auch Dortmund.
300 Millionen Euro schwer, 160 Geschäfte. Mit ihren 33 000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist die Thier-Galerie zwar „nur“ halb so groß wie der Limbecker Platz, aber trotzdem „eines der größten innerstädtischen Center Deutschlands“, so Crüsemann.
Was soll er auch anderes sagen: Er geht davon aus, dass Dortmund so viele Läden vertragen kann. Dass die traditionelle Fußgängerzone nicht daran zu Grunde gehen wird, weil die Kunden ihr Portemonnaie plötzlich ausschließlich im Center öffnen könnten. Im Gegenteil.
Er behauptet, die veränderte Situation sollte eher Segen als Fluch für die Kaufmannschaft bedeuten. Vielleicht nicht für jeden, aber für viele. Weil die Thier-Galerie zusätzliche Kundschaft lockt und zu einem Abstecher nach draußen verführt, raus auf die Straße.
Der Kunde ist bequem
Experten wie Geschäftsleute stimmen Crüsemann zu – zumindest was den Westenhellweg betrifft, die Hauptmeile. 1b-Lagen wie der Ostenhellweg oder die Kleppingstraße könnten es da schon schwerer haben. Der Kunde mag’s bequem. Er will was geboten bekommen, wenn er freiwillig Meter macht – zu Fuß. Und mit schweren Einkaufstaschen im Schlepptau. „Deshalb gibt es Initiativen. Händler, die sagen: „Jetzt müssen wir was tun und die Läden aufhübschen“, sagt Crüsemann.
Thier-Galerie eröffnet
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Bislang blüht die City. Keine Leerstände, keine Geisterstadtkulisse. Wird das so bleiben? Abwarten. Aktuell hat kaum ein Anbieter für seine neue Filiale im Einkaufscenter seine alte nebenan in der Fußgängerzone aufgegeben.
Sie fahren lieber zweigleisig, die Mangos und Esprits, H&Ms und S.Olivers. Und im Falle der wenigen Auszüge sind schon Nachmieter gefunden. Welche, die über dem Niveau von Ein-Euro-Läden und Billig-Bäckern liegen. Diese Tendenz erkennt auch Udo Dolezych, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Dortmund, an. Er sagt: „Die Thier-Galerie wird Dortmund und dem Einzelhandel neue Chancen und ein neues, breiteres Publikum eröffnen. Wir freuen uns darauf.“
Hollister und Primark
Die Stadt scheint eine Angebotsexplosion aushalten zu können, ohne danach in Schutt und Asche zu liegen. Denn der Kunde bringt gerne Geld nach Dortmund. Bei Zählungen schafft es die Westfalenmetropole regelmäßig in die Top Zehn der meistbesuchten Einkaufsstädte Deutschlands. 10 000 Passanten drängeln sich in einer Stunde über den Westenhellweg. Entsprechend gesalzen sind die Mietpreise: Der Spitzensatz liegt bei 200 Euro pro Quadratmeter. „Da liegen wir in der Thier-Galerie in den meisten Fällen darunter“, sagt Alexander Crüsemann, will aber keine Zahlen nennen.
Über 40 Prozent der Marken, die bei ihm einziehen, gibt es in der Stadt noch nicht. Zumindest nicht mit eigenen Läden. Bench zum Beispiel oder Gant. Napapijri oder Comma. Swarovski oder Hilfiger. Und dann sind da noch zwei, für die ein junges Publikum auch bis zum Mond fahren würde: Primark und Hollister. Primark, mit 4800 qm größter Mieter, ist eine irische Mode-Kette, die gerade Deutschland erobert.
Mit Preisen wie im Schnäppchenmarkt und einem Styling wie beim Designer. Vor allem junge Frauen kämpfen da mit Schnappatmung. Hollister macht Mode im Surfer-Stil und gehört zum US-Riesen Abercrombie & Fitch. In Deutschland gibt es noch nicht so viele Filialen – und das macht den Reiz aus. Hier reihen sich junge Mädchen brav vor der Tür ein und warten auf Einlass, so wie sie es sonst allenfalls für ein Konzert mit Justin Bieber machen würden.
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