Krefeld.. Im Prozess um den Tod des zehnjährigen Mirco aus Grefrath waren am Freitag die drei Ex-Frauen des Angeklagten als Zeuginnen geladen. Sie beschreiben den mutmaßlichen Mörder als „Super-Papa“ und liebevollen Familienmenschen.

„Monster“ hat man den Mann genannt, der Mirco missbraucht und erdrosselt haben soll. Die ihm am nächsten standen, nennen ihn anders: „Super-Papa.“ – „Vertrauter Freund.“ – „Familienmensch.“ Drei Frauen für den mutmaßlichen Mörder.

Es ist an diesem Freitag genau ein Jahr her, dass Mirco (10) aus Grefrath verschwand und, wie man heute weiß, starb unter den Händen von Olaf H. Ob er daran denkt, da vorn auf der Anklagebank? Er sagt ja nichts, er guckt nur – an diesem Tag in die Augen der Frauen, mit denen er verheiratet war, die ihn also kennen sollten. „Hatten Sie den Eindruck, Sie kennen Ihren Mann gut?“, wird die jüngste gefragt. „Eigentlich ja.“

Ein „Tag wie jeder andere“

Eigentlich. Nichts hat sie gemerkt, die 33-Jährige, nichts vom Stress, den der Vater ihrer Tochter gehabt haben will, nichts von einer Neigung zu kleinen Jungs, nichts, als ihr Mann an jenem Septemberabend nach Hause kam, ein Kind auf dem Gewissen. „Gar nichts.“ Ein „Tag wie jeder andere“ sei das gewesen, wie auch der danach, alles „normal“, normal, normal. Natürlich hätten sie geredet über den „Fall Mirco“, H. sei „entsetzt“ gewesen, „wie alle Eltern reagieren, wenn man sowas liest“. Ihr eigenes Kind war zwei, sie wollten ein weiteres haben, damals im Herbst, „er hätte sich gefreut“.

Doch nach seiner Festnahme hat sie schnell die Scheidung eingereicht, rechtskräftig just seit Prozessbeginn. Als sie nun den Gerichtssaal betritt, atmet sie tief durch, sie ist sehr aufgeregt, und dann blinzelt sie ihrem Ex-Mann vertraut zu. Später kann sie nicht sagen warum und auch nicht, ob sie weiter Kontakt zu ihm will.

Ruhig und hilfsbereit

Sie sagt, sie weiß nicht, wie sie „damit“ umgehen soll und besucht ihn doch regelmäßig im Gefängnis. Was sie indes sicher sagen kann: Ihr Mann sei “ruhig, ausgeglichen, hilfsbereit“ gewesen, einer, „für den Familie alles ist“.

Die anderen Ex-Frauen sagen nichts anderes. So unterschiedlich sind die drei, eine langhaarige Blonde, eine patente Brünette, eine flotte Kurzhaarige – und doch so einig in ihrer Sicht auf ihren Mann, dem sie den Mörder nicht zutrauen. Er habe die Familie zusammengehalten, sagt die Mutter seines ältesten Sohnes, er sei ihr „als Mensch immer wichtig“ geblieben, sagt die seiner jüngeren. Man habe schlecht mit ihm streiten können. Als „liebevoll und treusorgend“ beschreiben ihn sogar die Schwiegereltern noch.

Sein Mandant scheine also „doch nicht das Monster zu sein, das man gern aus ihm machen würde“, formuliert Verteidiger Gerd Meister in der Pause lakonisch. Wie das aber alles zusammen passt? „Es passt einfach gar nicht“, sagt Ehefrau Nummer 2. Und rührt Olaf H. damit zu Tränen.