Wiblingwerde. .
Festspiele im Kuhstall: Wenn Karl-Heinz Heiermann das witzige Hinweisschild an die Stalldecke hängt, kribbelt es ihm schon in den Fingern. Die charmanten Konzerte vom Trio Hausmusik sind schließlich immer restlos ausgebucht. Mancher Profimusiker kann nur träumen von der Zuschauerresonanz, die Karl-Heinz Heiermann, Dieter Danz und Ralf Lengelsen erfahren. Musik machen die drei nur aus Spaß.
2009, als das Trio Hausmusik insgesamt zehn Jahre miteinander musizierte, kam die Idee zum Kuhstall-Konzert auf. Die Herren konnten nicht ahnen, ob überhaupt Zuschauer kommen würden, denn außerhalb der Wohnzimmer von Dieter Danz und Ralf Lengelsen hatten sie noch nie gemeinsam musiziert. „Da haben wir uns überlegt, Kaffee und Kuchen zu servieren“, erinnert sich Karl-Heinz Heiermann lachend. Ob es nun die Aussicht auf die Musik oder eine süße Leckerei war, die dem Trio damals traumhafte Besucherzahlen bescherte? Es spielt keine Rolle mehr. Denn nach dem ersten Konzert war das Publikum von beiden Angeboten schwer begeistert.
Als vor drei Wochen eine Neauflage stattfand, mussten die letzten Besucher dort Platz nehmen, wo Karl-Heinz Heiermann früher wirklich seine Kühe beherbergte – nicht eine einzige Sitzgelegenheit war mehr übrig. Klassische Musik waren diese Mauern früher gewohnt: Der mittlerweile verrentete Landwirt Karl-Heinz Heiermann legte gern mal eine CD auf, wenn die Melkzeit gekommen war.
Und manchmal dachte er darüber nach, wie schade es um die Geige war, die seit 30 Jahren in seinem Haus verstaubte.
Da war es ein Glücksgriff, dass sein Bekannter Dieter Danz ihm bei einer Feier über den Weg lief. Sie planten eine Überraschung für einen gemeinsamen Freund: „Ein Ständchen sollte es sein.“ So probten Dieter Danz am Klavier und Karl-Heinz Heiermann an der Geige. Das machte beiden so viel Spaß, dass dieses Arrangement nicht nach ein paar Monaten wieder enden sollte.
„Man müsste noch was finden, das ein bisschen brummt“, fand Dieter Danz. Da sprach er den Altenaer Ralf Lengelsen an. Ähnlich wie bei Karl-Heinz Heiermann lag dessen Talent am Cello berufsbedingt ebenfalls brach. Aber er ließ sich gern auf das Experiment ein. Nach kurzer Zeit war das Trio Hausmusik gut eingespielt. Abwechselnd traf man sich zu Proben in Wiblingwerde und Altena. Und das Repertoire erweiterte sich immer mehr.
Dieter Danz besorgte sich für die Hausmusikabende sogar einen Flügel. Der ist hilfreich beim Arrangieren der Stücke. Damit seine Kollegen es etwas leichter haben, arrangiert Dieter Danz die Stücke so um, dass Ralf Lengelsen und Karl-Heinz Heiermann auch schwierige Partituren leicht mitspielen können. „Unser Musikunterricht liegt ja immerhin schon ein paar Jahre zurück“, erklären Ralf Lengelsen und Karl-Heinz Heiermann.
Im Laufe der Jahre kristallisierten sich Vorlieben heraus: Am liebsten spielen die drei Musik, wie sie in Wiener Kafffeehäusern oft erklingt. Melodien, die eingängig sind und leicht mitzusingen. Offenbach und Mozart, Chopin und Edward Elgar – daran hat auch das Publikum viel Spaß, wie sich erst kürzlich wieder zeigte. Die Konzerte sind geprägt von Einfallsreichtum, witzigen Moderationen und unkonventionellen Ideen: Auch dem Waschbrett lassen sich stimmige Töne entlocken. Die Zuschauer dürfen mitmachen.
Trotzdem: In erster Linie bleibt das Trio bei dem Genre, dem es sich verschrieben hat: „Die Abende, manchmal dauern sie bis nach Mitternacht, sind so witzig und entspannend“, beschreibt Ralf Lengelsen. Der Rechtsanwalt steht als einziger der drei Musiker noch im Berufsleben. „Nach dem ersten Ton ist jeder Stress des Tages vergessen“, beschreibt er. „Deshalb ist dieses Hobby so wunderbar!“