Kamen.

Zu dick, zu unbeweglich, zunehmend verhaltensgestört und erschreckend ausgeprägte Mängel in der Sprachfähigkeit. Die kreisweit durchgeführten Einschulungstest für „i-Männchen“ haben 2011 alarmierende Ergebnisse zu Tage gebracht.

In den Kategorien Körpergewicht, Körperhaltung, Motorik, Verhalten und Sprachgebrauch beobachtet die Kreisgesundheitsbehörde im Laufe der letzten fünf Jahre eine Verschlechterung. Immer mehr Kinder werden mit deutlichen Defiziten oder Handicaps in den genannten Bereichen eingeschult.

Besonders erschreckend findet Dr. Petra Winzer-Milo, zuständige Sachgebietsleiterin für Kinder- und Jugendgesundheit im Kreis, die zunehmend schlechtere Sprachkompetenz der fünf- bis sechsjährigen Kinder. Sprachverständnis, Ausdrucksfähigkeit und Deutschkenntnisse werden beim Einschulungstest standardmäßig überprüft. Das Ergebnis: Von 390 untersuchten Kindern in Kamen, die ab der kommenden Woche die Grundschule besuchen, weisen 39 Prozent schlechte Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem Bereich auf. Kreisweit sind es 40 Prozent. In Kamen stieg dieser Wert seit 2009 um rund 6 Prozent, kreisweit sogar um 11 Prozent. Eine der Hauptursachen dafür sieht Dr. Winzer-Milo darin, „dass Kinder immer weniger Sprache sprechen, sondern sie nur noch hörend konsumieren.“ Gerade für den Spracherwerb sei aktive Kommunikation vor allem im Elternhaus aber unerlässlich. Typische Beispiele für Mängel seien etwa die Unfähigkeit, die korrekte Mehrzahl von Substantiven zu bilden (etwa Vogels statt Vögel), zutreffende Präpositionen anzuwenden (etwa in der Mitte von statt zwischen) oder einfach vorgegebene Sätze inhaltlich korrekt zu wiederholen.

Kreisweit gestiegen ist auch der Anteil der Kinder, die in Relation zu ihrer Körpergröße übergewichtig sind. Waren dies 2006 noch 8,5 Prozent sind es heute 11 Prozent. Kamen liegt hier nicht im Trend. Hier sank der Anteil der übergewichtigen Kinder von 9,8 auf derzeit 8,5 Prozent. Eine augenfällige Beobachtung habe die Gesundheitsbehörde allerdings gemacht. Zwischen Kindern mit Migrationshintergrund und einer Neigung zu Übergewicht scheint es einen Zusammenhang zu geben. „In der Gruppe der Jungen und Mädchen, deren erste Sprache nicht Deutsch ist, ist der Anteil der Übergewichtigen deutlich erhöht.“ In Kamen sind es 14, kreisweit 18 Prozent. „Ein Grund hierfür könnte sein, dass es nicht ausreichend gelingt, deren Eltern für die Problematik zu sensibilisieren“, glaubt Dr. Winzer-Milo.

Besonders deutlich ausgeprägt ist in Kamen der Bedarf für fördersportliche Maßnahmen. Die braucht jedes dritte eingeschulte Kind, um körperliche Defizite oder Haltungsschwächen zu kompensieren. Im gesamten Kreis trifft das auf jedes vierte Kind zu.

Deutlich zugenommen haben auch die Fälle von Verhaltensstörungen. Zunehmend mehr Kinder finden sich schlecht in Gruppen zurecht, sind aggressiv oder ängstlich und haben wenig Selbstvertrauen. In Kamen stieg der Anteil von 10,5 auf 13 Prozent.