Lünen. .
Alle Jahre wieder zieht ein ungebetener Gast durch den Nordwesten von Lünen – ein süß-säuerlicher Gestank, manchmal stundenweise, manchmal auch viel kürzer. Er erinnert an den Geruch von Silage, ist mit dem Gestank von Gülle oder Mist überhaupt nicht verwandt. Schon vor drei Jahren war die Suche nach dem Verursacher vergeblich gewesen. Im Herbst 2010 hat die Bezirksregierung Arnsberg 28 Mal den Außendienst geschickt, um die Ursache zu finden. 25 Mal vergeblich, der Geruch hatte sich schon verzogen.
Unter Generalverdacht bei Gesprächen der sich belästigt fühlenden Menschen in den Läden und auf der Straße steht immer das Unternehmen Remondis.
Das sieht sich aber nicht als Verursacher und hat gegenüber dem Ordnungsamt in dieser Woche erneut versichert, dass sofort die Gefahrenabwehr geschickt werde, wenn Beschwerden eingehen, berichtet Ute Kamp. In diesem Sommer habe sich noch niemand beschwert.
Auch der für Remondis zuständige Mitarbeiter Greis von der Bezirksregierung Arnsberg betont, dass das das Unternehmen Wert darauf legt, sofort unter der Lüner Rufnummer 106-701 angerufen zu werden, um eventuellen Betriebsstörungen nachgehen zu können. Der Ruf läuft beim Pförtner auf, weil dort immer jemand sitzt und die Beschwerde weitergibt.
Remondis werde die Nachrottehalle , die bisher nur überdacht ist, bis Oktober komplett schließen, sagte Greis. Er schließt nicht aus, dass der süß-saure Geruch entstehen könne, wenn die Bauern den Kompost kaufen und auf ihren Feldern nach der Ernte verteilen. Dafür sei aber Remondis nicht verantwortlich und bei Belästigungen die Bezirksregierung nicht mehr zuständig.
Die Firma Kanne, die ihren Brottrunk auch als Dünger an Biobauern liefert, hatte schon im vergangenen Jahr versichert, dass an Alstedder Höfe überhaupt kein Brottrunk abgegeben werde.
Unter Verdacht standen und stehen auch immer wieder Landwirte, aber Gülle und Mist riechen völlig anders als das, was im nordwestlichen Lünen in die Nasen zieht.
Der Güllegestank hatte Martin Schröder aus Wethmar in den letzten Tagen stark belästigt, wie er unserer Zeitung mitteilte. Es sei aber eindeutig kein Geruch wie aus Silos gewesen. Die Bezirksregierung hatte in den vergangenen Jahren einigen Beschwerdeführern Erfassungsbögen geschickt, in die sie das Datum und die Zeit der Belästigung eintragen sollten. Aber kurz nach Beginn der Aktion stank es nicht mehr.
Und jetzt wabert dieser Gestank wieder durch den Stadtteil. Weil er sich nicht messen oder fotografieren lässt und nicht in Niederschlägen festzustellen ist, können Behörden nur menschliche Nasen einsetzen. Aber zu welchen Zeiten? Wenn der Außendienst kommt, ist es oft zu spät. Und wenn es stinkt, kennt man den Verursacher immer noch nicht.