Unna. .
Im Mai wurden die Experten des Kreisgesundheitsamtes von einer Masern-Epidemie in Unna überrascht. Über Kindergarten-Kontakte erkrankten neun Menschen an dem Virus, der nicht durch Medikamente wie Antibiotika bekämpft werden kann: „Ein direktes Behandlungsmittel gegen die hochansteckenden Masern gibt es nicht“, sagt Amtsarzt Dr. Eberhard Jungnitz. Der Experte ist besorgt, da eine Maserninfektion auch tödlich enden kann und ruft zur Nutzung der kostenlosen Schutzimpfung auf.
Die Sorge des Leiter des medizinischen Dienstes im Kreis Unna ist nicht unbegründet, da er davon ausgeht, „dass kreisweit mindestens 20 000 Bürger keinen ausreichenden Masern-Impfschutz haben.“ Hochgerechnete Zahlen, die über die Einschulungsuntersuchung des kinder- und jugendärztlichen Dienstes des Kreisgesundheitsamtes belegt werden können. Dr. Jungnitz: „Auch die Untersuchung der im Herbst einzuschulenden 3 688 Kinder ergab, dass mindestens 233 Kinder über nicht ausreichenden Impfschutz gegen Masern verfügen“.
Gefahr auch bei
Auslandsreisen
Die Ansteckungsgefahr im Kontakt mit einem Infizierten, die nahezu bei 100 Prozent liegt, sei aus vielen Köpfen verschwunden. Kein Thema, da die Impfquote in Deutschland und den umliegenden Staaten prinzipiell sehr hoch sei und bei Kindern ab dem 12. bis 14. Lebensmonat in der Regel über die Schutzimpfung automatisch beim Kinderarzt (Vorsorgeplan) erfolge. „Einige Kinder werden aus Unwissen, Nachlässigkeit oder aufgrund von spezieller religiöser und sonstiger Weltanschauung aber leider nicht geimpft.“
Die Ständige Impfkommission des Bundes listet so in ihrer aktuellen Empfehlung vom August auch die Masernschutzimpfung für Kinder auf. „Zudem wird auch für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen mit unklarem Impfstatus empfohlen, sich mit dem MMR-Kombinationsimpfstoff (Masern-Mumps-Röteln) kostenlos immunisieren zu lassen“, sagt Dr. Jungnitz.
Auch Schulabgänger, die jetzt ein freiwilliges soziales Jahr mit Hilfseinsätzen im Ausland ableisten, sollten dringen ihren Impfschutz überprüfen. Dr. Jungnitz: „Beispielsweise in Afrika existiert keine vorgeschriebene Masernschutzimpfung und die Ansteckungsgefahr ist entsprechend hoch“.
Mit seinem dringenden Impfaufruf will der Amtsarzt keine Panik schüren, sondern im Sinne des Infektionsschutzgesetzes seine Aufgaben erfüllen. „Denn wir sind als Gesundheitsbehörde dafür zuständig, dass Krankheitsgeschehen eingedämmt und eine Weiterverbreitung vermieden wird“. Die breite Information der Bevölkerung sei so auch bei der Vogel- und Schweinegrippe – oder zuletzt beim EHEC-Erreger erfolgt.
„Die Gefahr einer Großepidemie ist hier abgewendet und kein Thema mehr“, so Dr. Jungnitz. Teils, weil die Verlaufsform weniger agressiv war als befürchtet, „oder weil die Infektionsquelle wie bei EHEC ermittelt und eingedämmt werden konnte“.
Im Fall der jüngsten Masern-Epidemie in Unna konnte als Infektionsquelle ein Kindergartenkind ermittel werden. Das Kind gehört einer religiösen Gemeinschaft an, die Schutzimpfungen ablehnt und hatte sich in diesem Umfeld selbst angesteckt. Dr. Jungnitz: „Wäre das Kindergartenkind gegen Masern geimpft gewesen, so wäre es nicht erkrankt und auch weitere Menschen nicht infiziert worden“.