Lünen. .
Die Gewalt gegen Polizisten in Nordrhein-Westfalen nimmt zu. Das ergab die erste landesweite Untersuchung von Attacken auf Polizisten, über die das Innenministerium im Juli berichtete. Zahlen für Lünen gibt es dazu nicht – doch Respekt vor der Polizei und Hilfsbereitschaft hätten spürbar abgenommen, sagen Beamte, die hier ihren Dienst versehen.
Die Zahlen über Angriffe auf Polizeibeamte in Lünen wären nur mit hohem Arbeitsaufwand zu ermitteln, da die die Dortmunder Stadtteile Aplerbeck, Asseln, Brambauer, Körne, und Scharnhorst, die mit Lünen zur Polizeiinspektion 3 gehören, erst mühsam rausgerechnet werden müssten.
Polizeihauptkommissar Gerhard Schulze (56) von der Lüner Wache bestätigt jedoch aus seiner persönlichen Erfahrung heraus, dass der Respekt gegenüber der Polizei auch in Lünen immer geringer werde, auch die Bereitschaft in der Bevölkerung anderen zu helfen habe stark abgenommen. „Bei manchen fehlt jeglicher Respekt vor der Obrigkeit, da sind wir sogar ein ,rotes Tuch’ für die jungen Menschen“, so Schulze. Dieses Phänomen sei verstärkt bei jungen Männern mit Migrationshintergrund, oft aus dem osteuropäischen Bereich, zu beobachten.
Ein Anstieg der Attacken auf die Beamten sei aus Schulzes Sicht in Lünen dagegen nicht unbedingt bemerkbar. „Angriffe auf uns gibt es fast nur bei Widerstandshandlungen, wie bei Festnahmen oder Platzverweisen. Wenn die Personen sich dabei wehren, spielt dabei ganz oft Alkohol eine große Rolle“, berichtet Schulze, der auch schon mal im Dienst durch einen Angriff verletzt wurde -- „allerdings ist das schon 20 Jahre her.“
Der immer häufiger fehlende Respekt gegenüber der Polizei ist vielleicht nur der erste Schritt auf dem Weg zur körperlichen Gewalt. „Das mit dem fehlenden Respekt betrifft vor allem die jüngeren Leute“, erläutert Polizeikommissar Patrick Kiehne, der 32-Jährige ist seit 1992 Polizist und seit einem Jahr an der Lüner Wache. Für ihn ist die Gewaltzunahme und Respektlosigkeit insgesamt gegenüber der Polizei vor allem ein städtisches Problem. „Ich war vorher auf ländlicheren Wachen, dort ist die soziale Kontrolle größer und die Menschen begegnen sich ganz anders.“
Die Nachrichten über die Messerattacke auf zwei Polizeibeamte in Gelsenkirchen verfolgten die Lüner Kollegen aufmerksam. Der Täter soll die Beamten mit einem Notruf über einen Verkehrsunfall zu einem Parkplatz gelockt haben, um sie dort mit dem Messer anzugreifen.
Keine Angst nach
Gelsenkirchener Angriff
Angst empfinden die beiden Lüner Beamten nach der Statistik mit den gestiegenen Attacken und de´m Angriff wie in Gelsenkirchen aber nicht. „Gegen so eine heimtückische Tat kann man sich sowieso fast gar nicht vorbereiten“, so Schulze. „Ich verfolge diese Vorfälle mit großem Interesse, aber an meiner eigenen Dienstgestaltung hat sich nichts geändert“, berichtet Kiehne. „Ich bin seitdem auch zu mehreren Unfällen gerufen worden, aber ich steige nicht anders aus dem Auto als sonst auch.