Werdohl. .
Bei den Heizölhändlern Bauer und Holthaus stehen die Telefone nicht still: Der Preis für schwarzes Gold schlägt derzeit Kapriolen, befand sich im August im Sinkflug. „Ein heißer Herbst ist garantiert“, sagt Kirsten Bauer.
Weil aber das Heizöl über lange Zeit sehr teuer war, seien nun die Tanks „so leer wie noch nie“, sagt Kirsten Bauer. Die Hausbesitzer und Großverbraucher hielten sich mit Käufen zurück. So kosteten in der Osterzeit 100 Liter noch 89,25 Euro (brutto) – am Dienstag waren es 78,54 Euro. Bei einem Durchschnittskauf von 3000 Litern für ein Einfamilienhaus sind das schlappe 300 Euro Unterschied.
Ohne Gewähr müssen aber die Antworten der Fachleute auf die eine immer wieder gestellte Frage ausfallen: Soll ich jetzt meine Kessel auffüllen? Wie spekulativ das Geschäft ist, erfuhr man bei Holthaus im eigenen Haus.
Am Montag hatte man die Gunst der Stunde nutzen wollen und am Nachmittag noch Heizöl eingekauft. „Nach Feierabend ist der Preis dann noch weiter in den Keller gegangen“, berichtete Gerrit Holthaus im Gespräch mit der WR. Die Händler seien über den Abwärtstrend beim Preis selbst überrascht gewesen.
Spekulationsobjekt ist das Heizöl bei Holthaus allerdings nicht. „Mengen, die wir verkaufen, decken wir tagtäglich ab“, erläutert Gerrit Holthaus. Alles andere sei „Risikogeschäft“, schließlich weiß auch Otto-Normal-Händler nicht, wie sich der Ölpreis entwickelt. So pragmatisch läuft das Geschäft auch bei Bauer. „Wir waren Ende Juni schon einmal günstiger“, erinnert sich Kirsten Bauer, „für zwei Tage, dann war es vorbei.“
Faustregel gilt schon lange nicht mehr
Jetzt ist Öl wieder – relativ – billig. 98 telefonische Anfragen von Kunden notierte Kirsten Bauer am Dienstag bis zum Mittag. Nur einen Ratschlag kann sie guten Gewissens geben: maximal für ein Jahr mit Heizöl bevorraten und besser noch einmal nachordern. Die Faktoren, die den Ölpreis beeinflussen, seien zu vielfältig und unwägbar: Da könne schon Niedrigwasser oder Eis auf dem Rhein die Frachtkosten in die Höhe schrauben. Da kann auch ein kostspieliger Live-Ticker, der die Börsenpreise minütlich abrufbar macht, nur bedingt helfen, weiß man bei Holthaus. Kunden werde aber ein tagesaktueller Preis garantiert, auch wenn erst 14 Tage später ins Haus geliefert wird.
Mit einer Faustregel, die sich hartnäckig hält, räumt Gerrit Holthaus auf: dass nämlich Heizöl im Sommer grundsätzlich am günstigsten ist. Auch wenn die Regel in diesem August – vorerst – wieder greift. „In den letzten Jahren ist das nicht mehr zutreffend“, weiß der Experte. Im Grunde sei sogar Januar/Februar der beste Zeitpunkt, um Heizöl einzukaufen, ergänzt Kirsten Bauer. Beide empfehlen, den eigenen Heizölbestand im Auge zu behalten und den Händler seines Vertrauens regelmäßig zu kontaktieren, um aktuelle Preise zu erfragen.
Doch noch vor dem Winter müssen die Tanks nun gefüllt sein. Bei Bauer und Holthaus hat man sich daher auf einen „heißen Herbst“ eingestellt – bei Bauer inklusive Urlaubssperre und Notfallplänen.