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Im südindischen Staat Kerala habe er sich „sofort zu Hause gefühlt“, lacht Johannes Pelz: „Abgesehen von der Sprache war es da wie in Brasilien. Das gleiche Klima, die gleichen Früchte, auch die Straßen und Hütten sahen genauso aus.“ Für den Senior-Experten-Service (SES) hat der leidenschaftliche Weltenbummler und frühere Iglo-Mitarbeiter eine mittelständische Firma beraten, die Kaffee, Kakao und Gewürze aus biologischem Anbau verarbeitet.

Die drei Wochen in der Stadt Kottayam (100 000 Einwohner) waren für Pelz der siebte SES-Einsatz in zehn Jahren. Nach Albanien, Bulgarien, Paraguay und dreimal nach Usbekistan haben ihn die Hilfstouren als ehrenamtlicher Unternehmensberater schon geführt. Außerdem fliegt er für die Brasilien-Cooperative Haltern regelmäßig nach Südamerika und jettet auch privat gern um den Globus. Reisekontakte hält er etwa nach China oder Russland.

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Nun also Kottayam in Indien. Die Firmeninhaber – ein Ehepaar – hatte den SES um einen Berater gebeten, um die Qualität der Produktion und der innerbetrieblichen Abläufe zu verbessern. Johannes Pelz traf auf eine gut geführte Firma mit zwanzig Mitarbeitern. Die Rohstoffe liefern 40 Kleinbauern aus 200 Kilometern Umkreis, die nach Vorgaben des Unternehmens biologisch anbauen. Pelz: „Die Frau kümmert sich um die Fabrik, der Mann organisiert den Anbau. Die beiden haben das gut im Griff.“ Auch die Kleinbauern profitieren. Sie seien zwar arm, in der Genossenschaft gehe es ihnen aber „besser als vielen anderen.“

Dennoch gab es landestypische Schwächen in der Firma. Pfeffer zum Beispiel sei oft stark mit Keimen belastet. Kein Wunder. Die Körner trocknen an der Sonne auf Planen, die Mitarbeiter laufen mit Ackerschuhen hindurch. Bei 37 Grad und 90 Prozent Luftfeuchte finden die Keime auf den Körnern dann idealen Nährboden. Der Umgang mit Lebensmitteln sei im Lande zwar normal, Pelz fand’s dennoch „abenteuerlich“.

Eine andere Kleinigkeit: Fehlfarben in den Pfefferkörnern werden von Hand aussortiert. Die Frauen sitzen bei der Arbeit auf Hockern und bücken sich zum Boden. Extrem schädlich für den Rücken, erklärte Pelz den Inhabern und den Mitarbeiterinnen. Das Thema wurde „heiß diskutiert und schließlich doch durchgesetzt. Ich hoffe, dass die Frauen jetzt selber merken, dass ihnen der Rücken nicht mehr so weh tut.“

Kaum wieder in Deutschland, kam der Firmeninhaber zum Gegenbesuch. Pelz konnte Kontakt vermitteln zur Hilfsorganisation Misereor, die solche Genossenschaften unterstützt. Die Inder haben schon Kunden in Europa, möchten mehr exportieren.

Zeit, Land und Leute kennen zu lernen, blieb kaum. Johannes Pelz hat an sechs Tagen in der Woche gearbeitet, wurde jeden Morgen mit einem dreirädrigen Rikscha-Taxi aus seinem Quartier abgeholt. „Da blieb keine Zeit für touristische Ausflüge.“

Einzige Abwechslung in der Zeit: Ein katholischer Gottesdienst in der Landessprache Malayalam. „Der hat anderthalb Stunden gedauert. Mit viel Gesang.“