Dorsten. .

Mödlaruth trug zu Zeiten der Deutsch-Deutschen Teilung den Spitznamen „Klein-Berlin“. Weil das 50-Seelen-Dörfchen auf der bayrisch-thüringischen Grenze wie die Metropole durch eine Mauer in Ost und West geteilt wurde. Eine bittere Anekdote in der monströsen Geschichte der „Mauer“. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus in Berlin am 13. August zeigt die VHS eine Ausstellung, die dieses Kapitel deutscher Geschichte durchaus populär aufbereitet.

Gestaltet wurden die zwanzig Blätter von der „Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur“ und den Springer-Zeitungen Bild und Welt. Die Geschichte wird vor allem mit Menschen erzählt, mit vielen Gesichtern, emotional, mit starken Sätzen. „Geflüchtete Väter sahen ihre Frauen und Kinder oft für Jahre zum letzten Mal“, heißt es etwa über die letzte große Fluchtwelle aus der DDR im August 1961, als viele Menschen Hals über Kopf die letzten Schlupflöcher in der Grenze nutzten.

Populär zu erzählen, das ist eine Stärke dieser Ausstellung. Und zugleich ihre Schwäche. Die politischen Erläuterungen sind dürftig. Über die Annäherung zwischen beiden Staaten unter Kanzler Willy Brandt, über den Kalten Krieg und sein Ende, über die Wiedervereinigung wünscht sich der Betrachter mehr. Und auch über die Frage, wie die deutsche Teilung bis heute fortwirkt.

„Hauptdarsteller“ dieser Ausstellung ist eben allein die Mauer. Und ihre Geschichte wird linear erzählt. Von der Aufteilung des besiegten Nazi-Reichs in vier Besatzungszonen 1945 über die Berlin-Blockade und die Luftbrücke 1948/‘49, den Aufstand in der DDR 1953 bis zum Fall der fürchterlichen Mauer 1989.

Die Ausstellung beleuchtet darüber hinaus etliche historische Gesichtspunkte, die das monströse Bauwerk mit sich brachte: Der Abriss von Gebäuden entlang der Grenze; den Bewohnern blieben oft nur Stunden, ihr Heim zu räumen. Die Fluchtversuche durch Tunnel, mit Booten und Heißluftballonen. Der „Menschenhandel“ mit Gefangenen, deren Freilassung die DDR sich vom Westen gut bezahlen ließ. Schließlich so etwas wie Normalisierung der deutsch-deutschen Beziehungen in den 1970-er Jahren.

Auch wenn die „Mauer in den Köpfen“ zwischen Ost und West heute oft beschworen wird – dem DDR-Bollwerk muss niemand eine Träne nachweinen: Eine bis zu fünf Kilometer breite Sperrzone längs der deutsch-deutschen Grenze und rund um Berlin ist damit verschwunden. Hier waren 1,3 Millionen Personen-Mienen vergraben, 60 000 scharfe Selbstschussanlagen waren programmiert, Flüchtlinge zu durchsieben. 1000 Menschenleben hat die Mauer gekostet.

In Mödlaruth war die Mauer übrigens so hoch, dass sie auch als Sichtbarriere diente: Die Leute durften sich von Ost nach West nicht einmal zuwinken . . .