Dorsten. .

Die Körpersprache der jungen Frau sagte alles: Nur auf der Stuhlkante nahm sie Platz, dem Angeklagten drehte sie die linke Seite zu, blickte konsequent woanders hin. Den Angeklagten, ihren ehemaligen Freund, sah sie auch dann nicht an, als ihr neuer Freund sie ausdrücklich dazu aufforderte, um mit der Vergangenheit abzuschließen.

Angst und Schrecken

Monatelang hatte die junge Frau in Angst und Schrecken vor dem 25-jährigen Kroaten gelebt, der sich jetzt vor dem Dorstener Amtsgericht wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Nachstellung zu verantworten hatte. Dafür wurde er zu einem Jahr und drei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und 1000 Euro Geldstrafe, zu zahlen an eine gemeinnützige Einrichtung, verurteilt. Außerdem muss er die Kosten für das Verfahren tragen; auch für den Anwalt, den die junge Frau sich als Nebenklägerin genommen hatte. Der Angeklagte hat das Urteil angenommen.

Fünf Jahre lang waren die beiden ein Paar, als sich die junge Frau im August 2009 von ihrem Freund trennte. Zunächst sah es so aus, als würde er die Trennung akzeptieren, aber schon nach wenigen Wochen begann der heute 25-Jährige, seiner Freundin nachzustellen, um sie zu einer Rückkehr zu überreden. Er zitierte sie zu einem Parkplatz, überredete sie, in sein Auto einzusteigen und verriegelte die Türen, als sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Er fuhr mit ihr zu einem Waldstück, wo er ein Kabel um ihren Hals legte und zuzog. Erst als eine Joggerin vorbei kam, ließ er von der jungen Frau ab, brachte sie sogar nach Hause.

Immer wieder lauerte der Liftmonteur ihr in den folgenden Monaten auf, lockte sie nochmals in sein Auto, schlug sie, drohte, ihr und ihrer Familie etwas anzutun, kontrollierte ihr Handy auf „verdächtige“ Anrufe fremder Männer, übersäte sie mit SMS, Anrufen und Emails. Auf ihrer Arbeitsstelle bekam sie eine neue Telefonnummer, weil der Angeklagte den Anschluss durch pausenlose Anrufe lahmlegte. Immer und überall musste die junge Frau mit dem Stalker rechnen, lebte in ständiger Panik. Lange Zeit vertraute sie sich nicht ihren Eltern an, aus Angst, sie in Gefahr zu bringen.

„Sie konnte kein normales Leben mehr führen“, erklärte ihr Anwalt vor Gericht. Die Bedrohung bekam auch ihr neuer Freund zu spüren, der schließlich Anzeige erstattete und seine Freundin dazu überredete, ebenfalls zur Polizei zu gehen.

Eine Aussage vor Gericht ersparte der Angeklagte seinem Opfer, in dem er alles zugab. Warum er die Ex-Freundin monatelang terrorisierte, vermochte er nicht zu erklären, sprach davon „sehr verliebt“ gewesen zu sein.

Entschuldigung per Post

Über seinen Anwalt hat er dem Opfer einen Brief geschickt, in dem er sein Verhalten bedauert und sich entschuldigt. Seit über einem Jahr hat er die junge Frau nun in Ruhe gelassen, hat wohl auch eine neue Freundin.

Das Ende der Nachstellungen wie auch sein Geständnis, so Richterin Heinz bei der Urteilsverkündung, sprach für den Angeklagten: „Sonst wäre es deutlich teurer geworden!“