Kamen. .

Bei ihren Kunden wird schon der Ruf nach der guten alten DM laut. Die Vorstände von Sparkasse und Volksbank aber halten dem 10 Jahre alten Euro im Sommergespräch unserer Zeitung die Treue. Ihr Tipp: Ruhe bewahren und dem eigenen Geldinstitut und der deutschen Einlagensicherung vertrauen.

Die Verunsicherung der Kunden spürten die Berater seiner Bank, so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Bernd Wenge. Nachdem eine Boulevardzeitung die Frage aufgeworfen habe, wo man in Deutschland das Edelmetall schürfen könne, sei auch Gold zum Thema geworden. Ähnliches registriert Jürgen Eilert bei der Volksbank Kamen-Werne. Auch Fremdwährungen wie der Schweizer Franke würden nachgefragt. Vorstandskollege Ralf Schotte zeigt Verständnis für die Verunsicherung. Die jüngste Finanzkrise sei noch in den Köpfen, dennoch reagierten die Menschen in der Region mit Maß.

Jürgen Eilert: „Auch die Berater wissen noch nicht, wo die Reise hingeht.“ Immerhin sei die Ursache klar. Bernd Wenge: „Kaum ein Staat hat mehr einen ausgeglichenen Haushalt. Die Defizite müssen finanziert werden über Banken und Versicherungen.“ Die Tragfähigkeit dieses Systems sei mit dem Stand internationaler Staatsverschuldung fast schon überschritten. Fehler seien gemacht worden, sind die drei Banker einig. Man habe zu viele Problemländer in den Euroraum geholt. Es fehle eine gemeinsame Finanzpolitik. Und Hilfsmaßnahmen würden zerredet. Schotte: „Es wird über Rettungsschirm und gleichzeitig über Schuldenschnitt debattiert.“

Bernd Wenge: „Solange Vertrauen in den Markt da ist, funktioniert das System.“ Dieses Vertrauen sei gegenüber Sparkasse und Genossenschaftsbank da, die sich auf das Geld ihrer Kunden stützen und kaum an internationalen Märkten aktiv seien. Hier drohe kein Liquiditätsengpass. Jenseits deutscher Grenzen gehe dieses Vertrauen verloren.

Ralf Schotte betont, man könne Schulden machen, man müsse sie aber bezahlen können. Viel Populismus sei nun unterwegs, kritisiert Bernd Wenge öffentliche Debatten. Man dürfe auch Griechenland nicht kaputt sparen, den Menschen dort nicht zu viel abverlangen, sondern müsse neue Entwicklungen ermöglichen.

Die Kamener Bankkunden wollen angesichts solcher Trends kein Risiko. Wenge, Eilert und Schotte warnen übereinstimmend vor allem vor hektischen Reaktionen. Gold- und Frankenkäufe seien wegen der hohen Preisniveaus riskant. Entspanne sich die Krise, drohten hier Verluste. Bei Lebensversicherungen müsse man prüfen, wo die ihr Geld anlegen. Immobilienfonds seien nicht, Aktienkäufe nur selektiv zu empfehlen, ist das Trio einig. Von der Flucht in exotische Anlagen halten sie schon gar nichts.

Für kleine und mittlere Vermögen sei ein konservativer Mix sicher nicht falsch. Dazu gehöre das Eigenheim. Ansonsten sei der beste Weg, in bestehenden Produkten deutscher Geldinstitute unter der Einlagensicherung zu bleiben. Schotte: „Und unsere Kunden handeln auch so.“ Zwar werde nach Gold gefragt. Dafür aber entschieden sich Kunden doch nur selten.

Jüngste Beschlüsse hätten zur Marktentspannung beigetragen. Auch in Zukunft fordern die drei Banker von Eurostaaten und ihren Regierungen klare Lösungen. Wenge: „Es gibt keine schöne Lösung. Das wird Geld kosten.“ Die drei Bankvorstände sind überzeugt, die Lage sei ernst genug, dass ein Konsens halten werde. Stütze man Staaten nicht, müsse man am Ende Banken und Versicherungen stützen. Einen radikalen Schuldenschnitt sehen sie kritisch.

Zumindest auf lokaler Ebene sehen die Banker bei uns keine leichtfertige Schuldenmacherei. Die Finanzausstattung der Kommunen sei einfach unfair geregelt, so Wenge. Jürgen Eilert lobt sogar, dass Kamen noch viel getan habe für seine Attraktivität. Zu schwarz sehen wollen die drei Banker nicht. Sie betonen: Trotz Expertenwissens über die Eurokrise schliefen sie noch gut.