Unna. .
Die Zahlen sind alarmierend: Fast jeder dritte Unfall im Kreis Unna mit Personenschaden wird von jungen Fahrern verursacht. Allein im vergangenen Frühjahr starben vier Jugendliche an den Folgen von Verkehrsunfällen. Allein in Billmerich ließen zwei Menschen in ihren Autowracks noch an der Unglücksstelle ihr Leben. Jetzt steuert die Polizei gegen. Sie beteiligt sich an der landesweiten Aktion Crash-Kurs. Gestern stellten Vertreter von Polizei, Rettungsdienst und Notfall-Seelsorge das Projekt vor. Start soll im Kreis Unna im November sein.
„Zum ersten Mal arbeiten Polizei, Retter und die Notfall-Seelsorge auf diesem Feld zusammen“, sagt Landrat und Polizei-Chef Michael Makiolla. Ziel sei es, die Zahl der Unfälle, in die junge Fahrer (18 bis 24 Jahre) verwickelt sind, deutlich zu senken.
Das Konzept wurde von der englischen Polizei entwickelt“, berichtet Hauptkommissar Klaus Püngel. In einer englischen Grafschaft seien 2004 die Zahl der Unfälle mit jungen Menschen dramatisch gestiegen. Dann führte die Polizei das Crash-Kurs-Prinzip ein. „Nach einigen Monaten gingen die Unfallzahlen bei den Jugendlichen erheblich zurück“, so Püngel.
Auch Mitfahrer sollen
sensibilisiert werden
Der Crash-Kurs will die Schüler der zehnten und elften Klassen erreichen. Retter, Polizisten und Notfall-Seelsorger sprechen vor 150 bis 300 Jugendlichen über ihre Erlebnisse am Unfallort. „Ein Unfall mit dem Auto oder Motorrad passiert nicht einfach so. Zuvor ist es zu einem Fehlverhalten gekommen“, sagt Püngel. Und das soll mit Crash-Kurs eingedämmt werden. „Auch Mitfahrer sollen sensibilisiert werden. Hat jemand getrunken oder will sich nicht anschnallen, sollen sie im wahrsten Sinne des Worts aussteigen“, sagt Hans-Dieter Volkmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr und Strafverfolgung bei der Kreis-Polizeibehörde.
Das Projekt ist zunächst auf vier Jahre angelegt. Es sollen Unfallfotos und Videos gezeigt werden. Erfahrungsberichte von Notärzten oder Feuerwehrleuten sind ebenfalls Bestandteil. „Wir werden keine Horrorbilder von abgetrennten Gliedmaßen zeigen“, sagt Püngel. Man wolle zum Nachdenken animieren, aber niemanden traumatisieren. Auch sei die Teilnahme der Jugendlichen freiwillig. Jugendliche oder deren Angehörige oder Freunde, die Opfer eines Unfalls geworden sind, bräuchten erst recht nicht am Crash-Kurs teilnehmen.
„Wir geben mit der Aktion dem Unfall und die Menschen, die als hinter der Rettungskette stehen ein Gesicht“, so Püngel. Das spreche die Jugendlichen emotional an und wirke, wie die Erfahrungen in England zeigten. Es würden Gefühle angesprochen. Die Teilnehmer würden gefesselt und mitgenommen. Zwischen einer und eineinhalb Stunden würde die jeweilige Veranstaltung dauern. Die Schulpsychologen des Kreises würden bei den Aktionen mit einbezogen.
Schulen im Kreis Unna hätten schon reges Interesse gezeigt.