Bergkamen-Heil. .
„Ich habe im Juli noch nie ein Konzert im Pullover gegeben“ – mit dieser Begrüßung brachte Gitarrist Klaus „Major“ Häuser auf den Punkt, was Musiker und Publikum am Samstagabend bei der Grand Jam Blues & Soul Revue in der Bergkamener Ökostation vor allem bewegte: die Kälte.
Alle waren zwar warm eingepackt, doch weder die gute Musik noch die köstliche Verpflegung des American Barbecues konnten das Zittern vor Kälte verhindern. Gut nur, dass es nicht noch zusätzlich regnete. „Dann wäre das Festival wirklich ins Wasser gefallen“, so Organisator David Zolda, der froh war, dass zumindest nahezu 200 Blues- und Soulfans den Weg zum Umweltzentrum gefunden hatten.
Band um den „Major“ spielte sich in Ekstase
Dabei war es musikalisch ein „ganz dickes Ding“, das die Kulturbeflissenen hier auf die Beine gestellt hatten. „Für eingefleischte Bluesfans eigentlich ein Muss“, so Zolda. Und auch wenn der ehemalige BAP-Gitarrist Heuser und sein Compagnon Richard Bargel – begnadeter Slidegitarrenmeister und raustimmiger Basssänger – mit Mütze, Schal und Jacke aussahen, als würden sie eine Après-Ski-Party bespielen, tat das ihrer gekonnten künstlerischen Darbietung keinen Abbruch.
Hut bzw. Mütze ab – die gealterten Vollblutmusiker und ihre beiden jüngeren Kollegen am Schlagzeug und am Bass spielten sich in Blues-Ekstase. Das Bergkamener Publikum blieb allerdings – zumindest äußerlich – wenig berührt. Wahrscheinlich braucht der Westfale auch bluestechnisch etwas länger, um auf Touren zu kommen.
Der gemeinsame Jam Heuser und Bargel, mit Starpianist Greg Barrett und dem Bergkamener Saxofonisten Tommy Schneller brach dann den Bann und umso leichter konnte im Anschluss die schwarze Sängerin Angela Brown begleitet von der Stammband und dem amerikanischen Gast Greg Barrett am Piano die Zuhörer mitreißen. Wenn es jemand versteht, dem Publikum klar zu machen, dass Blues nicht unbedingt etwas „Depressives“ haben muss, dann Angela Brown.
Die gewichtige Dame aus Chicago zelebriert mit ihrem immensen stimmlichen und schauspielerischen Ausdruck den Blues, Soul und Rock auf der Bühne. Ihre funkelnden Augen, ihr Temperament und ihre gewaltige Stimme lassen keinen Zweifel daran: „I’m in a dangerous mood“ – „Ich bin in einer gefährlichen Stimmung“. Der Lady des Blues gelang es, die frierende Menge vor der Bühne in einen vitalen lebendigen Chor zu verwandeln. Das ließ für einen Moment die kriechende Kälte vergessen. Zumindest so lange, bis auch Angela Brown mit ihrem Programm durch war.
Ausharren für die
Halden-Wanderer
Ausharren mussten Musiker und Veranstalter noch um einiges länger, denn gegen 1 Uhr nachts sollten sie die Wanderer der Haldensaga im Ökozentrum empfangen. Auf die hartgesottenen pilgernden Nachtschwärmer wartete neben dem Barbecue für ihre Nachtpause auch chillige Musik des Buck Wolters Trios.