Lünen.

„Wer Dumpingtarife sät, der kann keinen Qualitätsjournalismus ernten“, „Uns gibt’s nicht zum Hammerpreis“, „Wir streiken, damit der Nachwuchs eine Chance hat“.

Journalistinnen und Journalisten aus der gesamten Region machten gestern in Lünen ihren Unmut über die stockenden Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Zeitungsverlegern deutlich. Dem Aufruf zur Kundgebung und zum anschließenden Solidaritätsmarsch durch die Innenstadt folgten – im Rahmen des laufenden Warnstreiks – 70 Redakteurinnen und Redakteure, Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Seit einem Jahr verhandeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber – bisher ohne Abschluss. Die Journalisten kämpfen für den Erhalt ihres Manteltarifvertrages und gegen Kürzungen bei Urlaubsansprüchen und Gehältern. Senkungen beträfen vor allem Einstiegsgehälter. Befürchtet wird, das gut ausgebildeter Nachwuchs dem Journalismus in Zukunft den Rücken kehrt. Die Verleger berufen sich auf ihre wirtschaftliche Lage.

Gegen „miserable Arbeitsbedingungen“

Martin Krehl von der Gewerkschaft Verdi und Betriebsrat bei der Westfälischen Rundschau forderte auf dem Willy-Brandt-Platz die Leserinnen und Leser sowie Bürgerinnen und Bürger in Lünen auf, sich im Kampf gegen „miserable Arbeitsbedingungen“ solidarisch zu zeigen.

Eine „anständige Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen“ seien Voraussetzung für guten Journalismus, erklärte sich SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Dieter Wiefelspütz in seiner Rede mit den Streikenden solidarisch. „Unsere Demokratie würde leiden, wenn der Journalismus in Schräglage gerät.“

Dem schloss sich Friedrich Ostendorff, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen aus Bergkamen, in seiner Rede an. „Ihre Forderungen sind legitim, dass müssen wir unterstützen.“

„Ihr habt unsere Solidarität“, bekundete Martin Exner, Personalrat bei der Stadt Lünen. Auch Sparkassenvorstand Ulrich Fischer, der vorbeikam, zeigte Verständnis für die Streikenden. Qualitätsjournalismus sei ein hohes Gut.

Als eine „missliche Situation“ bezeichnete Friedrich Ostendorff, dass im Kreis Unna nur die Kolleginnen und Kollegen der Westfälischen Rundschau dem Streikaufruf gefolgt seien. Martin Krehl forderte die Beschäftigten auch der anderen Zeitungen zu „tätiger Solidarität“ auf. Es käme vor, dass die Konkurrenz an Streiktagen Umfang und Berichterstattung hochführen. „Es ist unanständig, aus unserem Kampf noch Profit zu ziehen“, so Krehl.