Märkischer Kreis. .

Elite-Schmiede oder Abi-Schenkungsanstalt – beide Bezeichnungen stehen abfällig für Gymnasien bzw. Gesamtschulen. Die Einführung des Zentralabiturs sollte die Anforderungen fürs Abitur vereinheitlichen und die Abschlüsse vergleichbar machen. Wir haben an den Schulen an Lenne und Volme nachgefragt.

„Durchschnittlich 20 Prozent der Absolventen haben auf den Abiturzeugnis eine Eins vor dem Komma“, so der Vorsitzende der westfälischen Direktorenvereinigung, Rüdiger Käuser. Das Niveau der Leistungsanforderungen an Schulen sei kontinuierlich gesunken. „Dieser Trend hat sich mit der Einführung des Zentralabiturs fortgesetzt, aber nicht verstärkt“, so Käuser.

Der Ruf einer Schule sei von vielen Faktoren abhängig, so Annette Meyer, Direktorin am Bergstadtgymnasium Lüdenscheid. Eine landesweite Qualitätsanalyse vom Frühjahr 2010 bescheinige ihrer Schule jedenfalls gute Arbeit. „Demnach liegen wir weit über dem Landesdurchschnitt“, so Meyer. Mit 24 Schülern, die das Abitur in diesem Jahr mit der Note 1,0 bis 1,9 abgelegt haben, liegt das BGL im westfälischen Mittel: 19,5 Prozent.

Wie sehr sich die Schulen trotz gleicher Prüfungsaufgaben dennoch unterscheiden können, zeigen die benachbarten Lüdenscheider Gymnasien am Staberg. Während am Geschwister-Scholl-Gymnasium fast jeder dritte Abiturient mit einem Einser-Schnitt glänzen kann (29,7%), liegt die Quote am Zeppelin-Gymnasium bei nur 14,3 Prozent.

Bemerkenswert sei die hohe Zahl an Seiteneinsteigern von Haupt- und Realschulen, die „alle sehr ordentlich abgeschnitten haben“, so Stefan Werth, Leiter des Zeppelin-Gymnasiums.

µDeutlich mehr Schüler als in den Vorjahren verließen in diesen Tagen das Plettenberger Gymnasium mit der Bestnote. Ob das Zentralabitur dafür verantwortlich ist, müsse wissenschaftlich untersucht werden, sagt Direktorin Elisabeth Minner. Grundsätzlich hänge der Schnitt von der Leistungsbereitschaft der Schüler ab.

Der Einfluss des Einheitsabiturs sei nicht so deutlich, wie häufig behauptet, so der Leiter des Gymnasiums in Halver, Paul Meurer. Ein gutes Viertel Einser-Absolventen sei für das AFG normal. Sven Dombrowski, Oberstufenleiter am Gymnasium in Meinerzhagen, sieht das ähnlich: „Das Zentralabitur hatte keine Auswirkungen, wir sind häufig stärker als der Durchschnitt“, verweist er auf besonders gute Ergebnisse in Mathe.

Stefan Rohde, Oberstufenkoordinator am Altenaer Burggymnasium hält dagegen: „Die Schulen haben es nicht mehr in der Hand, ob sie gute oder schlechte Schüler produzieren.“ Das Zentralabitur habe schon deshalb Auswirkungen auf den Notendurchschnitt, weil man nicht das höchste Niveau von allen fordern könne.

Weit abgeschlagen landen die drei Gesamtschulen in dieser Statistik. Maximal zwölf Prozent ihrer Abiturienten haben eine Eins auf dem Zeugnis – und das nicht nur in diesem Jahr. Wie man an den Gymnasien auf über 20 Prozent käme, könne er sich „nicht erklären“, sagt Oberstufenkoordinator Rolf Muck von der Gesamtschule Kierspe.

Ähnlich wie seine Kollegen verweist Muck auf den hohen Migrantenanteil unter den Abiturienten. Doch auch der vermag die Zahlen nicht zu erklären, denn während in Lüdenscheid „mindestens 50 Prozent“ der Gesamtschul-Abiturienten einen Migrationshintergrund haben, sind es in Werdohl nur 25 Prozent. Trotzdem seien Einser-Abiturienten dort grundsätzlich „eher die Ausnahme“, so Oberstufenleiter Konrad Pewny.