Bergkamen. .

Händeringend sucht das Jugendamt nach Pflegefamilien, die bereit sind, Kinder vorübergehend oder auch für längere Zeit aufzunehmen. Dafür wird jetzt kaum übersehbar auf dem Bürgerportal „www.bergkamen.info“ im Internet geworben.

„Die Zahl der Problemfamilien steigt“, benannte Jugendamtsleiter Benno Kriegs einen wesentlichen Grund für die massivere Werbemaßnahme. Hinzu kommt, dass die Kinder aus diesen Familien mit fortschreitendem Alter auch immer schwieriger werden.

„Am liebsten nehmen Pflegefamilien Säuglinge auf“, weiß Kriegs. Doch auch Kleinkinder sind oft nicht pflegeleicht. „Als Mareike zur Welt kam. war sie sehr unruhig, weinte oft“, heißt es in der Fallbeschreibung eines sechs Monate alten Mädchens in einer Informationsbroschüre, die die Pflegekinderdienste im Kreis Unna und der Stadt Hamm herausgeben.

Es gibt Hilfen

„Aufgrund des Suchtverhaltens der Mutter während der Schwangerschaft gilt Mareike als entwicklungsbeeinträchtigtes Kind.“

Auch die anderen in der Broschüre aufgeführten kurzen Lebensläufe von Kindern und Jugendlichen wirken vermutlich eher abschreckend auf Paare, die vor der Entscheidung stehen, Pflegeeltern zu werden. „Es ist aber besser, man sagt den Paaren vorher die Wahrheit und bietet ihnen hinterher Hilfen an“, betont Kriegs.

Immerhin hat es der Pflegekinderdienst des Jugendamts geschafft, dass zurzeit rund 90 Bergkamener Kinder und Jugendliche bei Pflegefamilien leben. Kriegs: „Dabei achten wir bei der Auswahl der Paare, die Kinder aufnehmen wollen, sehr stark auf Qualität. Wir bieten ihnen vorher Seminare und später Fortbildungen an.“

Pflegeeltern müssen schon mit Begeisterung bei der Sache sein, denn Reichtümer können sie durch die Aufnahme der Kinder kaum ansammeln. 212 Euro im Monat erhalten sie als „Lohn“ für ihre Erziehungsleistung. Hinzu kommt das Pflegegeld für ihre Schützlinge. Bei Kindern bis zum vollendeten 7. Lebensjahr sind das weitere 443 Euro für Verpflegung, Kleidung und anderes mehr.

Vielleicht gelingt es aber dem Jugendamt, durch mehr Pflegefamilien die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Heimen noch weiter zu drücken und die Kostenspirale zu dämpfen. Hier gab es zur Jahresmitte einen leichten Rückgang auf 94, die stationär untergebracht sind.