Unna. .

Beim Monopoly passiert es gegen den eigenen Willen: „Gehe ins Gefängnis, begib dich direkt dorthin“, fordert eine Ereigniskarte auf. Bei der Deutschen Bahn (DB) kann eine Karte ebenfalls zu einem Ereignis werden, eine schlichte Fahrkarte.

Otto Neuhaus will mit seiner Karte zwar nicht hinter Gitter, aber er sucht den direkten Weg zum eigenen Ziel, ein Arzt in Bönen. Der Unnaer lässt das Auto stehen und wählt die Bahn. Am Bahnhof wählt er den DB-Automaten. Die freundliche Blechdose gibt zwei Reiserouten an: für 4,50 Euro „über Hamm“, für 3,15 Euro „über Kamen“.

Weder Hamm noch Kamen liegen allerdings auf der Strecke Unna-Bönen. Dazwischen liegen wohl noch Uelzen, die Werver Heide und vielleicht ein paar Milchkannen, aber keinerlei Haltestelle für Züge.

„Direkt“ ist etwas anderes, geht es auch Neuhaus durch den Kopf. „Nach einiger Überlegung dachte ich mir dann aber: Naja, irgendwie liegt Bönen ja eher in Richtung Hamm.“ 4,50 Euro sind fällig.

Vor der Rückfahrt kommt Neuhaus mit Logik auch nicht viel weiter. Er entscheidet sich nun aber für „über Kamen“, weil er ja in die Gegenrichtung und nicht noch einmal „über Hamm“ will. Jetzt also 3,15 Euro – für die selbe Strecke, die er zurücklegen muss. Mit einem Schuss Ironie fragt er sich: „Isses von Unna nach Bönen weiter als umgekehrt?“

Aufgeklärt wird Neuhaus von einem freundlichen Schalterbeamten im Unnaer Reisezentrum. Richtig sei der günstigere Fahrpreis, also die 3,15 Euro. Neuhaus erhält ohne lange Umwege 1,35 Euro für die (zu teure) Hinfahrt zurück. Er befürchtet aber, dass mancher Bahnreisende die DB reicher mache als nötig.

Am Schalter im Reisezentrum wird übrigens niemand über Gebühr zur Kasse gebeten. 3,15 Euro macht es. Beim Selbstversuch drängt sich der Eindruck auf, dass die Bahnangestellten dort um Längen besser informieren als der DB-Automat. Der Ticketautomat der Eurobahn nebenan kennt derlei Unfug „über Kamen/Hamm“ übrigens nicht.