Dorsten. .

Der Beginn des nationalsozialistischen Krieges gegen die Sowjetunion im Juni 1941 war zugleich ein neuer Auftakt für Verbrechen: Am 27. Juni 1941, nur wenige Tage nach Beginn des „Russland-Feldzuges“, ermordeten Angehörige des Polizeibataillons 309 mehr als 1000 jüdische Männer, Frauen und Kinder in der weißrussischen Stadt Bialystok. Dieses Verbrechen war der erste von einer Polizeieinheit verübte Massenmord während des II. Weltkrieges.

Erst 26 Jahre später standen die hauptverantwortlichen Täter, darunter hochrangige Polizeibeamte, vor Gericht. Dem Prozess gingen langjährige Ermittlungen voraus, die interessante, aber auch bedrückende Einblicke in das von Schuldabwehr und Verdrängung geprägte Klima der 1960er Jahre vermitteln.

Aus Haupttätern wurden Mordgehilfen

Nachdem die Haupttäter zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, endete das durch den Bundesgerichtshof erzwungene zweite Verfahren mit kurzen Haftstrafen. Der Grund: Die Beschuldigten profitierten von einer 1968 eingebrachten Gesetzesveränderung, die sie lediglich als „Mordgehilfen“ und nicht mehr als verantwortlich handelnde Täter einstufte. Schon 1973 saß niemand mehr von ihnen hinter Gittern.

Einen Vortrag über das Massaker von Bialystok und den anschließenden Prozess wird Michael Okroy am Donnerstag, 7. Juli, 19.30 Uhr, im Jüdischen Museum Westfalen halten.

Der Referent ist Literatur- und Sozialwissenschaftler, freier Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, und seit 2003 freiberuflich tätig im Bereich Dokumentation und Recherche zur Zeitgeschichte. Der Eintritt kostet fünf Euro, für Vereinsmitglieder vier Euro.