Dorsten. .
Sprache lernen, neue Erfahrungen sammeln-- ein Auslandsjahr machen viele Schüler. Dass es angesichts der Umstellung von neun auf acht Jahre bis zum Abitur eng werden kann, musste Jacqueline Bußmann aus Lembeck erfahren. Am Donnerstag hebt ihr Flieger ab nach Kapstadt/Südafrika.
Eigentlich wollte die 14-Jährige, sie hat die neunte Klasse am Mariannhiller Gymnasium Maria Veen fast hinter sich, wie ihre Brüder in die USA. Davin (18) war vor zwei Jahren in Kalifornien, Joel (16) kehrte vor zwei Wochen aus Ohio zurück. Auch als Gasteltern waren Inge und Jürgen Bußmann – Miriah (17) aus Indiana/USA war 2008/09 in Lembeck zu Gast.
„Für mich war früh klar, dass ich auch nach Amerika wollte“, sagt Jacqueline. Doch kurz nachdem sie sich vor zwei Jahren bei der Ulmer Vermittlungsagentur CAP beworben hatte, begannen die Schwierigkeiten. Die Schulen in den USA winkten ab – Aufnahme erst ab 15. Auch ein Stipendium über Schülerbafög sei nicht drin, erfuhr sie von den deutschen Behörden: Da müsse sie mindestens 15 sein. Einfach ein Jahr später ins Ausland? Geht nicht, hieß es im Schulministerium. G8-Schüler müssen das vor Beginn der Oberstufe machen. Pech gehabt: Jaqueline kommt schon jetzt in die 10. Klasse.
„Ist das die Strafe dafür, dass wir sie früh eingeschult haben?“, fragt ihre Mutter Inge. Ministerien, Botschaften, Auswärtiges Amt, mit allen haben wir gesprochen“, erinnert Vater Jürgen.
Klar war, eine Alternative musste her. „Ein englischsprachiges Land wollte ich unbedingt“, sagt Jacqueline. Also waren Brasilien und Argentinien schnell aus dem Rennen, Neuseeland und Australien wurden für zu weit befunden, Südafrika blieb übrig.
Als dort die Fußballer im vergangenen Jahr bei der WM kickten, war noch kein Gedanke daran, dass sie nun nach kurzen (Winter-)Ferien die High School besuchen wird und bei einer Familie lebt, die eine 13-jährige Tochter hat. Jetzt liegt die Abschiedsparty mit den Freundinnen bereits hinter ihr, 30 Kilo Maximalgepäck sind verstaut und die Lembecker ist voller Vorfreude: „Ich liebe die Natur, deshalb ist das für mich ein tolles Land. Und ich freue mich darauf, andere Erfahrungen zu machen als meine Brüder.“
Heimwehtabletten werden nicht nötig sein hofft sie, Briefe der Freundinnen („Einer für jeden Monat“) werden die Zeit der Trennung überbrücken. Die Mutter werde wohl am Flughafen ein Tränchen verdrücken, ahnt die Tochter. „Ist doch was anderes bei Mädchen“, sagt Inge Bußmann. Ganz besonders spüre man die Trennung an Weihnachten. Aber das kennt Jacqueline ja schon von ihren Brüdern.