Märkischer Kreis. .
Athen brennt, Griechenland ist im Ausnahmezustand. Seitdem das griechische Parlament für das Sparpaket und die Einzelmaßnahmen zu dessen Umsetzung gestimmt hat, werden die Stimmen der Griechen immer lauter.
Tag für Tag demonstrieren tausende Menschen gegen die bevorstehenden Steuererhöhungen, die Beschränkungen des öffentlichen Dienstes und das Schaffen einer Privatisierungsbehörde. Immer mehr verbreitet sich Frust, Wut und Angst. Nicht nur in Griechenland, sondern auch bei den Griechen im Märkischen Kreis, unter denen sich die WR umgehört hat
Viele Griechen machen die Regierungen ihres Landes für diesen Zustand verantwortlich. Beobachten kann man das an der derzeit berühmtesten Parole der demonstrierenden Griechen: „Irgendwann mal, sind die 300 für Griechenland gestorben. Jetzt stirbt Griechenland für die 300 (Politiker in Athen)“.
Auch Christos Batanas sieht die Schuld bei den Politikern. „Sie wussten, dass das Land für den Euro noch nicht fit war und haben ihn dennoch eingeführt und verlangen jetzt von den Bürgern das Unmögliche: Zu ihrem ohnehin mageren Durchschnittsgehalt müssen sie auch noch Steuererhöhungen auf sich nehmen. Viele kommen gerade mal über die Runden und sehen ihre Lage als ausweglos. Ihre Wut und Unzufriedenheit wächst und das versteh ich.“
Besonders schlimm sei die Situation für die neuen Generationen, so Dora Jordanidou. „Junge, dynamische Leute, die jahrelang studiert oder eine gute Ausbildung genossen haben, finden keine Jobs und werden damit konfrontiert, dass sie in ihrem Heimatland kaum Zukunftsperspektiven haben. Deswegen sehen sie als einzige Möglichkeit das Auswandern ins Ausland.“ Dabei seien jedoch gerade die jungen Leute für einen Neuanfang wichtig, so die 22-jährige weiter: „ Wie soll denn ein Land ohne Jugend erneuert, wieder aufgebaut, geschweige denn belebt werden?“.
Als gebürtige Griechen seien sie beide betroffen, obwohl sie nicht vor Ort sind. Sie sind gespalten zwischen Sorge um die Zukunft ihrer Verwandten in Griechenland und andererseits beschreiben sie ein Schamgefühl.
„Es ist erniedrigend und entwürdigend zu sehen, dass ein Land mit einer so langjährigen Kultur plötzlich in die Steinzeit versetzt wird. Gleichzeitig macht es mich wütend zu erfahren, dass gerade so ein Volk nicht in der Lage ist, seine Finanzen ordentlich zu regeln“, so Christos Mpatanas.
Und Dora Jordanidou fügt hinzu : „ Es schmerzt zu sehen, wie das einst stolze Land der Demokratie, Lebenslust und der Denker dermaßen den Bach runter läuft und zum Land der Schulden, des Frusts und der Ausweglosigkeit wird“.
Sie selbst hören in ihrem Umfeld zunehmend Aussagen wie „Ja, ja, die Betrüger- Griechen“ oder „Jetzt müssen wir auch für euch zahlen“. Dies verletze zusätzlich, obwohl sie wüssten, dass sie keine Schuld treffe.
Damit es mit ihrem Heimatland wieder aufwärts geht, so sind sie sich alle einig, müsse das Sparpaket für den Fortschritt genutzt werden. Vor allem sollten die Veränderungen in ganz Griechenland stattfinden und nicht nur in den zwei Großstädten Athen und Thessaloniki. Christos Mpatanas schreibt dabei besonders der Industrie eine zentrale Rolle zu: „ Griechenland lebt derzeit von Tourismus und Agrarwirtschaft.“
Um voran zu kommen, muss die griechische Industrie aufgebaut und gestärkt werden. Das würde zu Wachstum und damit zu Geld führen. “ Ob Grieche oder nicht, in einem Punkt sind sich alle einig: Die Situation in Griechenland muss sich ändern, denn wie Sokrates schon sagte: „Nicht das Hinfallen ist schlimm, sondern es ist schlimm, wenn man dort liegenbleibt, wo man hingefallen ist“.