Rees. .
Sportfischer aus Rees und Wesel wollen sich gegen weitere Angelverbote aus Gründen des Vogelschutzes zur Wehr setzen. U.a. mit dem bereits dritten Treffen der Angelsportvereine in diesem Jahr wird mobil gemacht.
Die hiesigen Angelsportvereine ziehen an einem Strang. „Noch nie haben wir uns mehrfach im Jahr mit allen örtlichen Vereinen getroffen, jetzt steht schon das dritte Treffen an“, sagt Kurt Schumacher, Vorsitzender des Angelsportvereins (ASV) 1972 Esserden. Aufgeschreckt hat die Angler das Maßnahmenkonzept für das EU-Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“.
„Was – würde es eins zu eins umgesetzt – unsere Aktivitäten massiv einschränken würde“, ärgert sich Dieter Schwenk, Vorsitzender des ASV Hagener Meer. „Für den Verein Rheinperle Rees käme es einem Aus gleich“, befürchtet Schumacher. Wie berichtet, hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) mit den hiesigen Naturschutzbehörden ein Maßnahmenkonzept für den Vogelschutz erarbeitet. Es enthält eine Reihe von Einschränkung für die Angler. Hintergrund ist die Sicherung und Förderung von Grünland-, Ufer-, Röhricht- und Wasservögeln, also von Blaukehlchen über Flussregenpfeifer bis hin zum Wachtelkönig, aber auch die Wiederansiedlung von Großer Rohrdommel und Rohrweihe.
Angelsport und Naturschutz
„Wir sind überhaupt nicht gefragt worden“, ärgert sich Schwenk. Vielleicht habe man ja den Verband in Sachen Vereinbarkeit von Angelsport und Naturschutz gehört, vor Ort sei aber nichts angekommen. Erst die eigene intensive Beschäftigung mit diesem Thema hat den Angelsportlern das gesamte Ausmaß der geplanten Beschränkung gezeigt. Das Paket umfasst: ganzjähriger Angelverzicht in Teilbereichen des Grietherorter Altrheins und zwar nördlich der Zufahrt zum Sporthafen, ganzjähriges Angeltabu im Naturschutzgebiet Altrhein Reeser Eyland und am Hagener Meer kein Angeln mehr vom Boot aus. Auch in Richtung Wesel stehen Beschränkungen an. Die Abgrabung bei Bergerfurth im nordwestlichen Teil soll künftig Ruhezone werden und damit tabu sein für die Angler.
Dabei sind Beschränkungen für den Angelsport keineswegs neu. „Schon in der Vergangenheit haben wir für den Vogelschutz Einschränkungen hinnehmen müssen“, sagt Schwenk. Teilweise freiwillig, teilweise unfreiwillig. Ein ganz frühes Beispiel: Schon vor rund 25 Jahren, so Schwenk, hätten sich die Angler am Hagener Meer freiwillig verpflichtet, den See von der Schilf- und Seerosengürtelseite, also von der Westseite aus, nicht zu beangeln. Wenn nun das aktuelle Verbot hinzukomme, nicht mehr vom Boot aus angeln zu dürfen, verbleibe dem Anglern nur noch ein paar hundert Meter Uferbereich an der Ostseite als Zugang. „Damit wären 60 bis 70 Prozent der Fläche für uns nicht mehr nutzbar, damit geht es um die Existenz unseres Vereins“, sagt Schwenk klipp und klar.
„Nur noch Blümchen pflücken“
Noch ärger träfe es den ASV Rheinperle Rees. „Damit könnten die Kollegen nach fast 80-jähriger Vereinstätigkeit künftig nur noch Blümchen pflücken“, wird Karl Schumacher sarkastisch. Und er spricht aus, was viele Angler fürchten, nämlich, dass die Pachtverträge für Gewässer wegen des Vogelschutzes künftig nicht mehr verlängert werden. „Die Naturschützer gucken nur, was sich oberhalb der Wasserfläche abspielt, darunter ist aber auch Natur“, sagt Schwenk. Und erinnert daran, dass Angler am Hagner Meer nicht nur Müll an den Ufern absammeln, sondern sich auch für den Erhalt des Schilfgürtels stark machen. Aber der Gürtel werde immer kleiner, weil er von den Kühen abgefressen wird, beklagt er. Dabei seien die Eigentümer der Weiden bereits 2004 angewiesen worden, die Flächen zum Wasser hin abzuzäunen. „Nur geschehen ist bis heute nichts“, ärgert sich Schwenk.
„Angler sind auch Naturschützer“
Dass die Angler auch Naturschützer sind, unterstreicht auch Schumacher. „Schließlich bauen wir Nisthilfen für Bleßhühner, Haubentaucher und Rallen“, ergänzt er. Zudem verweisen die beiden auf die Jugendarbeit, die von den örtlichen Vereinen geleistet wird. Hunderte junger Leute würden Jahr für Jahr in Sachen Natur und waidgerechtes Fischen eingewiesen und auf die Fischereiprüfung vorbereitet, sagt Schumacher. „Das bricht bald alles weg“, fürchtet er. Statt dessen würden den Angler immer nur Knüppel zwischen die Beine geworfen, sagt er und erinnert an das „unsinnige Verbot“, dass nun schwerbehinderte Angler nicht mehr den Weg zum Mahnenburger Strang nehmen dürfen, nachdem dort Gastangler ein Angelverbot missachtet hätten.
Die Angler haben sich inzwischen formiert, um die weitreichenden Verbote aus dem Maßnahmenkatalog zu verhindern. Die Politik wurde bereits informiert, der NaturFreizeitverbund Niederrhein (NFN) ins Boot geholt.