Lünen. .

„Wir waren es“, sagen Jan und Dennis (Namen geändert). Die beiden 19-Jährigen gehören zu der Gruppe, die auf Facebook zur „Party für Freiräume“ aufgerufen hatte. Nicht, weil es ihnen um Randale, Saufen oder Party machen geht. Hinter der anonymen Gruppe verbergen sich zehn junge Leute, die sich kritisch mit der Jugendpolitik Lünens auseinandersetzen, sagen sie. Und die Demo soll erst der Anfang gewesen sein.

Es war ein guter Auftakt, um sich Gehör für ihre Ziele zu schaffen, finden die beiden. Schließung von Jugendzentren in den Stadtteilen, zu wenig Freizeitmöglichkeiten. Und schließlich die Räumung der Grillwiese am Cappenberger See am 1. Mai, die das Fass aus Sicht der Jugend zum Überlaufen brachte. „Wir haben genug davon“, hatten sie auf Facebook geschrieben und zum Treffen am Samstag aufgerufen. „Dabei wollten wir gar nicht auf den Facebook-Partyzug aufspringen“, erklärt Dennis im Gespräch mit jugend.ich. Der große Unterschied zu den Aufrufen in Wuppertal oder Hamburg, die zu Massenpartys führten: „Die waren nicht politisch“.

Der Bürgermeister war da, Vertreter von Parteien, Streetworker, die sich die Wünsche der Jugendlichen notierten, TV, Radio und Zeitungen, die berichteten: „Wir hätten nicht gedacht, dass es so hohe Wellen schlägt.“

Konzepte gefordert

Es war ein voller Erfolg, finden die jungen Lüner. „Ein politisches Forum, bei dem ich rund 130 Jugendliche gezählt habe“, so Jan. „Das soll noch mal einer sagen, dass sich kein Jugendlicher für Politik interessiert.“ Ihre Anonymität wollen sie trotzdem nicht preisgeben. Weil sie nicht ganz sicher sind, ob die Stadt sie nicht doch noch als Veranstalter „drankriegen“ könnte. Die Vorgehensweise bei dem Aufruf des jungen Lüners zur Party am Cappenberger See hat sie abgeschreckt. „Außerdem geht es nicht um uns als Einzelpersonen. Wir verstehen uns als Impulsgeber.“

Gehör haben sie sich verschafft, die Politik hat sie wahrgenommen. „Jetzt wird sich zeigen, was die Stadt daraus gelernt hat“, sagt Dennis. Die Demo war erst der Anfang. Jetzt gehe es darum, konkrete Konzepte für die Jugend zu entwickeln. „Wir wünschen uns, dass die Stadt die Wunschliste von Samstag veröffentlicht und konkret sagt, was sie wie umsetzen kann“, so Jan. Gleichzeitig wollen auch die Jugendlichen weitermachen. „Wir organisieren jetzt ein Treffen, ein öffentliches Plenum, in dem wir ebenfalls Konzepte entwickeln“, kündigen Dennis und Jan an. Und das, sagen sie, könnte vielleicht ein Vorläufer des Jugendrates sein, für den die Stadt an den Schulen gerade Vorschläge abfragt. Wie der aussehen soll, davon haben sie schon eine ganz genaue Vorstellung: „Ein offener Jugendrat, der Sprecher bestimmt, die wiederum Stimmrecht im Jugendhilfe-Ausschuss haben.“

Damit künftig nicht immer über die Jugend, sondern mit der Jugend diskutiert wird.