Kamen/Dortmund.
Da saßen sie in der Höhle des Löwen – vier Dortmunder Post-Azubis sind im Kamener Stadtteil Heeren-Werve auf den Hund gekommen. Die Deutsche Post hatte insgesamt 16 angehende Auszubildende auf das Gelände des Vereins für Deutsche Schäferhunde eingeladen. Zur Übung mit dem Hunde.
Manch einer mag das Klischee „Hund jagt Briefträger“ belächeln. Doch selbst einige der Azubis konnten schon von Begegnungen mit angriffslustigen Vierbeinern berichten. Rund 700 Hundeattacken registriert die Post pro Jahr – die Verletzungen nehmen aber erfreulicher Weise deutlich ab. Dabei hilft die Hundeschulung, die längst Pflichtprogramm für jeden angehenden Briefträger der Deutschen Post geworden. Seit 18 Jahren gibt es diesen Kurs.
In voller Post-Montur saßen die 16 Azubis um den Tisch im Heerener Vereinsheim. Schließlich sollte der Umgang mit den Vierbeinern möglichst lebensecht geübt werden. „Warum Hunde auf Uniformen reagieren, das weiß keiner so genau“, sagt Rolf Stöwe, Übungsleiter und Vorsitzender des Hundevereins. Fest stehe, dass es keine von Natur aus bösen Hunde gibt. „Die werden erst von den Menschen böse gemacht“, erklärt der Hundeexperte und lässt zum Aufwärmen gleich den ersten Schäferhund den Raum betreten. „Der macht gar nichts“, versichert Stöwe, und tatsächlich strahlt der gerade mal 14 Wochen junge Schäferhund eher quirlige Freundlichkeit als Gefahr aus. „Das kann in ein, zwei Jahren ganz anders aussehen“, warnt Rolf Stöwe und lässt zum Beweis gleich das nächste Exemplar holen.
Lebhaftes Auftreten
Als ein ausgewachsener Rüde angeleint in den Raum stürmt, geht ein Raunen durch die Reihen der jungen Postler. „Dieses lebhafte Auftreten – da weichen viele schon zurück“, weiß Stöwe. Unbegründet ist das Zurückweichen allerdings nicht. „Dieser Hund hat 42 Zähne“, erklärt der Experte, „und hinter jedem einzelnen Zahn stecken 75 Kilo Kraft.“
Wie sich das am eigenen Arm anfühlt, darf eine junge Postbotin draußen auf dem Übungsplatz erleben – natürlich nur mit einem bissfesten Unterarmschutz. Mit Ach und Krach hält sie der Kraft des Hundes stand. Damit es so weit im echten Arbeitsleben erst gar nicht kommt, übt Rolf Stöwe mit den Dortmunder Post-Azubis Ramona Patzke, Steffen Ziesmann, Andrej Jüngling und Mahmut Turan (alle 21) eine Situation mitten aus dem Postalltag.
Mulmig
Ein bisschen mulmig ist dem 21-jährigen Mahmut Turan schon zumute, als er sich mit dem postgelben Handwagen einer Hundehalterin samt gefährlich knurrendem Airedale Terrier nähert. Doch die Übung meistert er ruhig und besonnen. „Ich habe mich einfach auf die Hundehalterin konzentriert“, sagt er später.
Auch wenn die Angriffe zurückgehen, werden auch künftig zum Wohl zukünftiger Briefzusteller auch im kommenden Jahr die Vierbeiner des Heerener Hundevereins ausnahmsweise den bösen Hund markieren.