Lünen. .

Die auf Facebook als „Party für Freiraum“ angekündigte Veranstaltung am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz war ein friedlicher Protest gegen die Jugendpolitik in der Lippestadt – keine Feier mit randalierenden und betrunkenen Jugendlichen, wie im Vorfeld befürchtet wurde.

Dialog stand im Mittelpunkt des Treffens mit etwa 100 Teilnehmern, die zwischenzeitlich Regen, Blitz und Donner trotzen mussten. Vertreter der Stadtverwaltung und politischer Parteien waren dem Aufruf ebenfalls gefolgt. Wie Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick hatten die meisten mit deutlich mehr Jugendlichen gerechnet.

Es sei eine tolle Sache, dass die Jugend sich mit Politik auseinandersetzt und vom Demonstrationsrecht Gebrauch macht, so Stodollick. Er ließ Zettel verteilen, auf denen Wünsche nach Veränderungen notiert werden konnten. Als Zwischenstand meldete der Bürgermeister, dass Nachtbusse nach Brambauer und eine BMX-Anlage in der Lüner Innenstadt auf den Wunschlisten ganz oben stehen. Freie Plätze und Raumangebote für Partys ergänzte der Beigeordnete Horst Müller-Baß, bei der Stadt für Bildung, Kultur und Sport zuständig, aus der ersten Auswertung. Er sah den Facebook-Aufruf als neue Form sich einzubringen und Forderungen zu stellen: „Wie man sieht, ist diese Aktion kein Saufgelage, sondern eine Möglichkeit, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.“

Unter den jungen Teilnehmern selber waren viele mit der Diskussion, aber nicht mit der Besucherzahl zufrieden. Jana Meiner (18) und Marius Haupt (22) meinten, dass eine geringe Beteiligung absehbar gewesen sei. „In Lünen gibt es eben nicht viele engagierte Jugendliche“, erklärte Jana Meier. Sie kam mit den Vertretern der Stadt ins Gespräch und äußerte ihren Wunsch nach einem Jugendzentrum mit den Angeboten, die es in der Vergangenheit im Dampfbierbahnhof gegeben habe. Außerdem kritisierte sie das Polizeiaufgebot bei der Feier am 1. Mai auf der Grillwiese am Cappenberger See.

Die Polizei war auch diesmal vor Ort – deutlich sichtbar waren Einsatzfahrzeuge und Beamte am Rand des Geschehens positioniert. „Es ist absolut gar nichts passiert“, bilanzierte gestern Andreas Weiß, Dienstgruppenleiter bei der Leitstelle Dortmund.

Von Kevin Götze (19) und Alexander Kampmann (22) wurde das Thema Zentralbad angesprochen. Als Mitglieder im SV Lünen 08 kritisierten sie die verkürzten Trainingszeiten, die mit Schließung einiger Hallenbäder zu befürchten sei.

Erfrischende Impulse

Die Beteiligung der Jugend bewerteten die Vertreter der politischen Parteien unterschiedlich. So hätte Dieter God, Ratsherr und stellvertretender Bundesvorsitzender der Statt-Partei, mit mehr Besuchern gerechnet. „Trotzdem bin ich dafür, dass solche Dialoge öfter stattfinden. Kontakte zu den Jugendlichen zu knüpfen, ist sehr wichtig und es ist toll, dass sich die Jugend an der Politik beteiligt.“

Auch Dr. Matthias Laarmann, Ratsherr und Kreistagsabgeordneter der GFL, sah die Beteiligung der Jugend als gering an. „Dennoch geben solche Aktionen erfrischende Impulse für die Jugendpolitik. Durch den direkten Austausch mit den jungen Leuten erfährt man noch mal explizit, welche Angebote in Lünen fehlen.“

Daniel Wolski, Juso-Vorsitzender, betonte hingegen, dass trotz des schlechten Wetters viele Jugendliche und die Stadtverwaltung gekommen seien. Auch er halte viel davon, dass bei dieser Veranstaltung konkrete Ziele formuliert werden. „Ich hoffe, dass solche Aktionen in Zukunft häufiger stattfinden“, so Wolski.