Halver. .

Viel mehr als bloße Dekoration – das verbirgt sich hinter „Ikebana“ (zu deutsch: lebende Blumen), der traditionellen, japanischen Kunst des Blumensteckens. Einen Einblick in Theorie und Praxis gab Christa Knitter aus Halver auf Gut Schüreichhofen.

Aus dem chinesischen Brauch des Blumenopfers entwickelte sich in Japan seit dem 7. Jahrhundert nach Christus das lkebana als eigenständige Kunstform, erläuterte die versierte Kursleiterin. Das Arrangement soll die Natur in den Lebensraum des Menschen bringen, gleichzeitig die kosmische Ordnung darstellen.

Christa Knitter hat vor rund 40 Jahren Gefallen an der aparten Art der Dekoration gefunden. Kurse bei einem in Japan lebenden Germanistik-Professor sowie Schulungen bei Ikebana-Meisterinnen im Institut Nordhelle vervollkommneten ihr Können.

Drei Grundelemente
zu beachten

lkebana ist eine Kunst, die Empfindung, Fantasie, Stil und Liebe zu den Pflanzen verlangt. Es schafft eine Harmonie von linearem Aufbau, Spannung und Farbe. Während beim westlichen Blumenstrauß Anzahl und Farbe der Blumen betont und die Blüten beachtet werden, betonen Japaner die langgestreckten Aspekte der Anordnung.

Die Formen basieren auf drei Grundelementen: „shin“ – Himmel; „soe“ – Erde und „tai“ – Menschheit, die in harmonischer Verbindung einander zugeneigt angeordnet werden. „Mindestens zwei dieser Elemente finden in einem Gesteck Verwendung.“

Auf einem „Kenzan“ – ein Blumenigel aus Messingnadeln, die in eine Bleiplatte eingegossen sind – arrangierten die sieben Besucherinnen ihre Auswahl an Material.

Asymmetrie spielt beim Ikebana die große Rolle: Schalen werden niemals mittig besteckt, Vasen nur zu einem Viertel bestückt. Strenge Regeln gilt es auch bei der Höhe und beim Arrangieren einzuhalten. So darf kein Pflanzenteil auf dem Rand des Gefäßes aufliegen. Und: Jedes lkebana wird als Skulptur angesehen.

Die Art der Anordnung vermag das Gefühl von Offenheit oder Freude, von Ruhe oder Zurückhaltung zu vermitteln. Die Atmosphäre veränderte sich auch im Kurs. Die Gespräche wurden leiser, ruhiger, Zufriedenheit spiegelte sich auf den Gesichtern. Zeit verlor Bedeutung, Entspannung setzte ein. Drei Stunden Kurszeit, die wie im Flug vergingen – und während denen fast eine Blumenausstellung entstand.