Lünen. .

Doppelter Abiturjahrgang, Aussetzung der Wehrpflicht – an den Universitäten kann es demnächst ziemlich voll werden. In den Medien hört man oft von panikmachenden Lehrern und angsterfüllten Schülern, die völlig unter Druck stehen. Jugend.ich hat mit einer Schülerin des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums gesprochen und kam zu einem ganz anderen Ergebnis.

Laura-Christin Grundmann ist 17 Jahre alt und befindet sich zur Zeit in der Einführungsphase (Eph), die sich ehemals Jahrgangsstufe 11 nannte. Im Jahr 2004 kam sie in die 5. Klasse des FSGs und macht voraussichtlich 2013 ihr Abitur. Somit gehört sie zum letzten Jahrgang in Nordrhein-Westfalen, der noch in 13 Jahren den höchsten Schulabschluss erwirbt.

Leistungen werden mit
Jüngeren verglichen

Auf die Frage, wie die Schüler darauf vorbereitet werden, dass sie zum Doppeljahrgang gehören, antwortet Laura-Christin: „Eigentlich spüren wir nicht großartig, dass wir mit einer anderen Stufe gleichzeitig das Abitur absolvieren. Klar erinnern uns die Lehrer hin und wieder daran und natürlich werden unsere Leistungen auch mit denen der Jüngeren verglichen. Somit werden wir schon aufgefordert, uns besonders anzustrengen. Aber insgesamt wollen die Lehrer nur, dass wir ein gutes Abitur machen, damit wir in der Bewerberschwemme nicht untergehen. Unter besonders großem Druck stehen wir eigentlich nicht.“

Laura-Christin ist der Meinung, dass jeder nur sein Bestes geben kann und dass es sich nicht lohnt, sich unter Druck setzen zu lassen. Zwar wird vor den diesjährigen Sommerferien eine Vergleichsklausur in der Stufe geschrieben, die erkennen lassen soll, auf welchem Stand man ist und wo man noch Defizite hat. Aber auch das sieht Laura-Christin nicht negativ, weil sie sich damit auch optimal auf die 12. Klasse vorbereiten kann. Nach Aussage der 17-Jährigen beschäftigen sich ihre Mitschüler auch noch nicht konkret mit ihrer Zukunft.

„Vielleicht haben alle im Hinterkopf, dass sie zum Doppeljahrgang gehören, aber ich kenne niemanden, der sich nun deswegen jetzt schon verrückt macht. Klar hat man diese gewisse Anspannung, dass es später schwierig werden könnte bei der Suche eines Studienplatzes, aber auch nur, wenn man ausgiebig daran denkt. Im normalen Alltag leiden wir nicht darunter und fühlen uns durch das Thema auch nicht belastet“, erzählt die 17-Jährige.

Wenn Laura-Christin im Jahr 2013 tatsächlich keinen Platz an den Universitäten bekommen sollte, kann sie sich auch vorstellen zu reisen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Außerdem ist sie der Meinung, dass man schon jetzt neben der Schule in der Freizeit Erfahrungen auf dem Gebiet sammeln kann, in dem man später vielleicht einmal arbeiten möchte. So glaubt sie, die Chancen auf eine sichere Zukunft erhöhen zu können.

Alles in allem erkennt sich die Schülerin in den oft von den Medien dargestellten verängstigten Schülern nicht wieder, ist aber sehr froh, zum 9er Jahrgang zu gehören, weil sie merkt, dass die G8er, also die, die in zwölf Jahren zum Abitur gelangen, mehr unter Druck stehen. „Die Jüngeren haben wirklich deutlich mehr Stress in der Schule, da sie noch einiges an Stoff aufzuholen haben. Sie haben länger Schule als wir, obwohl wir ja auch schon bis zum späten Nachmittag Unterricht haben und müssen teilweise Angleichungskurse besuchen, um nächstes Jahr, wenn wir in den Kernkursen zusammen gelegt werden, gut mitzukommen“, meint Laura-Christin.