Märkischer Kreis. .
„So ein richtiger Landregen, den bräuchten wir jetzt.“ Dirk Voß, Kreislandwirt aus Herscheid, spricht seinen Berufskollegen aus der Seele. Die Niederschläge, die in den vergangenen Tagen gefallen sind, waren kaum mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
Während der Landwirt sich zwei bis drei Tage leichten Dauerregen wünscht, rechnen die Forstwirte in Wochen. „Die Böden sind tief trocken“, erklärt Richard Nikodem vom Regionalforstamt Märkisches Sauerland: „Das bisschen hat gerade gereicht, um die obere Bodenschicht anzufeuchten.“ Entsprechend warnen die Feuerwehren auch weiterhin dringend davor, das ohnehin geltende Rauch- und Feuerverbot im Wald zu missachten.
Ob Bäume oder Getreide – die Pflanzen haben Trockenstress. Einzig dem Grünland dürfte die Dusche vom Montag vorerst genügen, schätzt Dirk Voß: „Der Ertrag beim ersten Schnitt war schwach, weil das Gras im Hitzestress wenig Blattmasse produzieren konnte.“ Inzwischen haben sich die Bauern allerdings darauf eingestellt. Voß: „In den letzten Jahren ist es jedes Frühjahr trockener geworden.“ Während das Gras den Kühen im Mai normalerweise „in den Hals“ wachse, hoffen die Bauern zwischen Lenne, Hönne und Volme jetzt auf den zweiten und dritten Schnitt. Heu werde bereits jetzt knapp und teuer, weiß der Herscheider.
Schlimmer sind die Aussichten für die Getreideernte. Zwischen Neuenrade und Balve zum Beispiel sei die Gerste richtig gelb, ein Zeichen, dass sie bald reif ist, berichtet Barbara Kruse. Die Sprecherin des Landwirtschaftsverbandes Westfalen-Lippe (WLV) weiß: Gerste wird im Sauerland normalerweise um den 20. Juli geerntet. „Das wird diesmal 14 Tage früher geschehen.“ Mais, als tropische Pflanze kommt mit dem Wetter besser zurecht. „Er muss sich selber Schatten an die Füße werfen“, sagen die Bauern. bildet er ausreichend Blätter, könne man dem Mais in den nächsten Wochen beim Wachsen zuschauen, so Kruse.
Im Hochsauerland klagen die Bauern bereits über Futterknappheit. „Wenn man bedenkt, dass 60 Kühe etwa vier Tonnen Futter am Tag brauchen, wird klar, dass demnächst weite Transportwege nötig sind“, so die WLV-Sprecherin.
Grün an den Nordhängen, Steppe an Südlagen – was fürs Grünland gilt, bestätigen auch die Forstwirte. „An Bergkuppen und an den Südhängen sind die Bäume richtiggehend im Stress“, erklärt Richard Nikodem. Je nach Standort seien zum Beispiel die Fichten ohnehin geschwächt. „Sie haben nicht genug Harz, um die Borkenkäfer sofort einzukleben“, erklärt der Forstexperte. Der Heißhunger von Frostspanner und Eichenwickler habe bereits im Frühjahr die Eichen viel Kraft gekostet. All das gebe den Schädlingen weiteren Vorschub. Wärme und Trockenheit leiste der Vermehrungsfreude der Insekten immensen Vorschub. „Manche Arten bilden zwei oder drei Generationen statt einer pro Saison aus“, so Nikodem.